Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen doch meine Facebook Posts lesen. Das ist mir nicht immer absolut bewusst. Sollte es aber, denn ich bewege mich damit ja direkt und geplant in die Öffentlichkeit. Sehr spannend finde ich, wenn es Menschen auffällt dass ich zwar viel poste aber doch nicht alles, wie z.B. meinen Auftritt bei „Cottbus ist bunt“.

Was „Macht“ Politik eigentlich

Eigentlich bin ich ein relativ unpolitischer Mensch. Oft fühle ich mich nicht in der Lage, die Ereignisse und Strategien im Weltgeschehen umfassend zu begreifen und ich überlege woran das liegt. Ich bin definitiv nicht zu blöd. Eher desinteressiert an den Machtspielen und Verstrickungen, die meines Erachtens weggehen, von dem was ein Mensch da oben, sprich ein Politiker, im Sinne seines Volkes tun sollte.

Wie politisch muss man sein

Ich möchte das alles wahrscheinlich nicht sehen und wissen, weil es meine Welt und den Glauben an das Gute arg strapaziert. Meine Politik erstreckt sich daher auf ein Feld, welches ich handhaben kann. Dieses fängt in meinem Innern an und wächst in kleinen Kreisen, wo ich von Mensch zu Mensch weitergebe, was ich für richtig halte. Und ich bin überzeugt davon, wenn jeder Mensch bei sich beginnen würde, seine inneren Konflikte, Prägungen und Überzeugungen zu klären und dadurch zufriedener und glücklicher wäre, wär unsere Welt besser. Frieden in sich selbst ist die Basis. Ein friedliches Wesen braucht keine Macht und Kontrolle über andere, um sinnlos Geld zu scheffeln.

Der Frieden in der Welt beginnt mit Frieden in sich selbst

Wer in sich friedlich ist, braucht es nicht, sich über andere zu erheben, braucht nicht ständig mehr zu besitzen und materielle Reichtümer anzuhäufen. Mag sein, dass ich damit in die Esoterik-Spinner Ecke geschoben werde. Zu denen, die daran glauben man könnte alle Probleme der Welt mit Liebe lösen. Aber Leute, bevor ich daran verzweifle dass durch die Regierung nix passiert, arbeite ich doch lieber schonmal an der Basis. Ich denke es gibt weitere Strategien als „gegen“ etwas anzukämpfen was andere anzetteln und wo man eh nicht rankommt. Bessere als darauf zu warten, dass die „da oben“ in unserem Sinne handeln, wo wir doch sehen, dass sich für die „hier unten“ im Volk nichts verändert? Es ändert sich alles immer nur positiv in Richtung Wirtschaft. Der einzelne Mensch hat leider keine Priorität.

Wir spüren Ängste und folgen denen die uns darin abholen

Und was kannst Du, Mensch, besseres tun, als bei Dir anzufangen Deine Basis zu stärken? Dein Inneres so aufzuräumen, dass man Dich nicht mehr manipulieren kann? Dass man Dich nicht mehr bei Deinen Ängsten packen kann und Du irgendeinem Vorbild folgst, welches Dir erzählt was gut für Dich ist. Welches Deine Ängste erst bedient, dann schürt und Dich dann darin abholt um mit Dir seine Interessen durchzusetzen, statt Deine eigenen.

Für den Frieden in der Welt schaffe Frieden in Dir selbst

Ich behaupte nicht, dass dieses Frieden und Liebe Ding ein leichtes Unterfangen ist. Und ich rede auch nicht davon, alles schön zu reden und nur noch „Om“ summend auf Erleuchtung und Befreiung zu hoffen. Ganz und gar nicht. Ich denke einfach, dass Unfrieden im einzelnen Menschen der Ursprung allen Übels ist. Und dass die Beseitigung des eigenen Unfriedens ein Anfang ist, um sich durch die äußeren Einflüsse nicht in nie enden wollende Kriege verstricken zu lassen. Das ist etwas was jeder Einzelne tun kann, wenn die Politik und alle Machthaber nicht in unserem Sinne handeln. Und darüber hinaus, gibt es mit Sicherheit viele Dinge mehr, die wir für eine gerechte, friedvolle Welt und eine gesunde Gesellschaft tun können. Keine Frage.

Es gibt immer Gründe…

Aber zurück zu mir und Cottbus. Stimmt. Ich habe von meinem Auftritt bzw. von der ganzen Aktion dort nichts gefilmt und gepostet. Das hat auch Gründe. Einer ist, dass ich von dem Auftritt selbst erstmal kein Material hatte. Meine aufgestellten Kameras haben leider nur die Rückansichten davor stehender Leute mitgeschnitten. Externe Aufnahmen bekam ich erst später und hab auch ein bisschen was zusammengeschnitten für ein Live-Werbe-Video. Da das Event schon vorbei war, hab ich es dann auch irgendwie nicht mehr für aktuell erachtet. Ein weiterer Grund warum ich nicht wie sonst mit meinem Selfie Stab umher gelaufen bin und Bericht erstattet habe, hab ich erst jetzt im Nachhinein für mich klären können. Als ich durch die Kritik, dass ich davon nichts veröffentlicht habe, drüber nachgedacht habe.

Manche sind Rechtfertigungen, manche Reflektionen

Meistens poste ich, ohne es zu planen. Was mich berührt, davon mache ich Fotos oder Videos und schreibe dazu, was ich wahrnehme. Ich teile gern Schönes, zeige was es in meiner Umgebung Positives gibt. Manchmal gibt es jeden Tag etwas, manchmal eine Woche lang nichts. Oft haben die Menschen die meine Posts lesen das Gefühl, ich wäre permanent unterwegs, weil ich von überall wo ich bin etwas in die Timeline schicke. Das merke ich an den Reaktionen wenn man sich dann mal „in echt“ trifft. Aber ich zeige nur kleine Ausschnitte aus meinem Leben. Die vielen Zwischenstationen, z.B. wenn ich am PC arbeite, Hausarbeit, private Unternehmungen, etc. bleiben meist unveröffentlicht. Es kostet auch echt zu viel Zeit, ständig alles was ich (in meinem Dasein als Person des öffentlichen Lebens) erfahre, für die Öffentlichkeit aufzubereiten. Es macht mir Freude zu teilen, zu kommunizieren, aber hin und wieder genieße ich auch nur im Stillen. Aber warum habe ich nun nicht die Veranstaltung „Cottbus ist bunt“ gepostet?

Politik auf meine Weise

Weil sie mich erstmal nicht berührt, sondern eher befangen gemacht hat. Wer mich kennt, weiß dass ich mich bei politischen Themen zurück halte. Mein Papi sagte schon zu Teenagerzeiten zu mir „Du bist ein politischer Tiefflieger“ und er hat Recht. Lange Zeit dachte ich, ich wäre null politisch aber heute weiß ich, ich betreibe Politik eher in meinem eigenen, ganz kleinen Rahmen.

Mein Herz folgt keinem Aufruf zur Demonstration

Bei Gedanken an Demonstrationen fühle ich mich sehr unwohl. Besonders bei „Gegen“ Demos. Ich habe beschlossen, ich gebe meine Energie nicht in Bewegungen die „gegen“ etwas gerichtet sind. Ja, ich weiß, es gibt auch andere, friedliche Zusammenkünfte. Mag sein dass man dabei sein sollte, um Gesicht zu zeigen und etwas zu bewegen. Mag aber auch sein, dass es noch andere Wege gibt, Menschen zu motivieren, sich für etwas, für die Gesellschaft, für sich selbst einzusetzen. Meinungen und Bedürfnisse kund zu tun. Jeder muss seinen eigenen finden, wie überall im Leben. Und da wir Menschen so unterschiedlich sind, ist bestimmt auch für jede Position gesorgt.

Zu wenig Fakten über das was ist und was mal war

Für mich war es eine Herausforderung, mich in so einer Veranstaltung auf die Bühne zu stellen, in der ich nicht nur für mich als Künstlerin spreche, sondern unter einem politischen Motto agiere. Ja, ich konnte mich mit dem Thema des Tages identifizieren. Und doch habe ich in Gesprächen und Meinungen so viel gehört, was für manche im Hintergrund eine Rolle spielt, dass ich mich auch gern wieder aus diesem politischen Geschehen zurück ziehe. Nicht weil ich glaube was ich höre. Sondern weil ich feststelle, dass ich zu wenig selbst erfahrene Fakten kenne, um mich sicher und mit gutem Gewissen zu positionieren. Es gibt für mich keine eindeutige Position in Bezug auf andere, wenn ich nicht klar einschätzen kann, worum es eigentlich geht. Muss ich, um Gesicht zu zeigen irgendwo andocken? Muss ich links oder rechts sein? Muss ich ablehnen oder dem zustimmen was andere propagieren?

Wer war dabei, wer weiß Bescheid worum sich alles dreht

Ich möchte gern neutral sein und weiß doch, dass man nie ganz in der Mitte bleiben kann. Man tendiert durch Prägungen und Erfahrungen. Oft fehlt mir persönlich ein wertschätzender hinterfragender, ehrlicher und toleranter Austausch, um eine Positionierung zu finden. Vor allem vor dem Hintergrund des Weltgeschehens, welches scheinbar von Mächten gelenkt wird, die das Volk so manches glauben machen wollen. Und wodurch sich unweigerlich die eigene Meinung in eine Richtung bildet, die man von allein vielleicht nie eingeschlagen hätte. Das Spiel mit den Ängsten bringt Menschen dazu, nicht mehr aus dem Herzen und einem gesunden Verständnis heraus zu handeln.

Nicht aufmarschieren, nicht debattieren, nur liebevoll appellieren

Aber ich schweife ab. Dieses Thema scheint unendlich betrachtenswert. Und dabei will ich doch gar nicht debattieren. Ich zeige mein Gesicht in meinen Liedern und in dem was ich veröffentliche. Ich fange bei mir selbst, bei den eigenen Gedanken und Gefühlen an, bevor ich von anderen erwarte, dass sie etwas verändern. Was nicht heißen soll, dass ich nie für etwas eintrete, was sich ändern soll. Es ist immer wichtig etwas zu tun und für das was man will in die Spur zu gehen. Die Frage ist, wo fange ich an? Oder wenn der Angriff nach oben nicht funktioniert, welche Möglichkeiten habe ich dann noch? Und die Antwort heißt für mich: Ich fange bei mir an und im kleinen Kreis um mich herum.

Wissen wir warum und wofür wir angetreten sind?

Ich habe bei Demos oft das Gefühl, dass zwar eine Masse zusammenfindet um gemeinsam etwas zu bewegen. Aber aus welcher Motivation heraus? Unmut, Angst, Wut, Hilflosigkeit? Oder aus einem positiven Gefühl in Verbindung mit dem Wunsch nach Veränderung. Wie viele sind frustriert und wollen ihren Ärger zeigen. Wie viele ihre Zuversicht, dass wir gemeinsam etwas schaffen? Das verunsichert mich. Und ich habe Angst vor Auseinandersetzungen von gegensätzlichen Massen die eventuell aufeinander treffen.

Wirkungsfelder – welches ist meins?

In den Social Media Kanälen halte ich mich aus jeglichen politischen Meinungsbekundungen, Aktionen und Reaktionen raus. Ich bin der Meinung, dass es mit kurzen Kommentaren zu oft zu Missverständnissen kommt und eine gehaltvolle Diskussion dort kaum möglich ist.

Mit meinen Songs versuche ich, in anderen die Wahrnehmung und Klärung der eigenen Emotionen und Denkweisen zu wecken. Um sich darüber klar zu werden, was jeder abseits von Propaganda und Meinungsmache wirklich fühlt und denkt und will.

Ich stehe hier und frag mich was ist meine Position

Durch den Vorstand des Fördervereins Cottbuser Aufbruch wurde ich angefragt, ob ich bei „Cottbus ist bunt“ unter dem Motto „Wir gedenken aller Opfer in der Welt, mit der Erinnerung an die Bombardierung von Cottbus und kommen zusammen für Demokratie und Toleranz in unserer Stadt“ einige meiner Songs singen würde.

Ich hab mich vorher gefragt, wofür stehe ich wenn ich dort auftrete? Stehe ich für mich selbst als Künstler mit meinen Inhalten, meiner Botschaft? Oder für die Veranstalter, die das Programm zusammenstellen? Ich hab mir gewünscht, für mich stehen zu können. Aber ich habe das Gefühl, dass es nicht funktioniert. Es findet automatisch eine Identifikation statt, das haben so einige Feedbacks gezeigt. Bin ich jetzt links? Also von außen betrachtet. Und wäre ich rechts wenn ich bei einer Veranstaltung der Afd auftreten würde? Selbst wenn ich nur „für Toleranz“ bin und die Menschen mit meinen eigenen komponierten Botschaften erreichen möchte? Schwierig!

Was wissen wir wirklich

Ich weiß was ich vertrete, wofür ich stehe. Aber was genau vertreten die verschiedensten Parteien? Vor allem hinter den Kulissen? Und inwieweit vertrete ich eine Partei, wenn ich bei einer von ihr initiierten Veranstaltung auf die Bühne gehe? Klar, kann ich nachlesen wofür eine Partei steht, wenn sie sich dem Volk zuwendet. Doch ich habe das Gefühl, dass immer nur ein Teil der Informationen zu uns durchdringt und dass da noch so viel ist, was wir nicht wissen oder wissen sollen. Parteipolitische Hintergründe sind so unklar, dass ich mich nicht hineinbegeben mag.

Position gefunden

Für mich war es das erste Mal, dass ich an so einer Veranstaltung mitgewirkt habe und ich bereue es nicht. Es war eine gute Erfahrung, die viel zu meinem „Clara werden“ beigetragen hat. Ich habe viel positives Feedback bekommen und kein schlechtes Gefühl, jetzt in einer falschen Schublade zu stecken. Dennoch baue ich mir in Zukunft lieber meine eigenen Schubladen. Ich zeige mein Gesicht und mein Herz auf meine Weise. Es gibt die lauten, offensiven Aktivisten und es gibt die leisen, behutsamen. Und für jede Art gib es Empfänger. Und somit decken wir gemeinsam, jeder auf seine Art, ein breites Feld an Möglichkeiten ab, etwas in unserer Gesellschaft zu bewegen.

Darum singe ich, statt wie bisher zu schweigen

Ein sehr schönes Ergebnis für mich persönlich ist, dass ich aus all den Gedanken ein Lied gebastelt habe, welches meinen Standpunkt für mich optimal vertritt. Gebt mir ein Zeichen, wenn es Euch ähnlich geht. Manchmal hilft es, zu wissen, dass man mit seiner Einstellung und seinen Gefühlen nicht allein ist. Mir auf jeden Fall. Vielleicht auch Euch. Ich habe schon einige Menschen gefunden, die mir signalisiert haben, dass sie ähnlich denken. Und ich freue mich darauf, mich mit ihnen zu verbinden und parteilos ganz auf eigene Faust für den Frieden zu singen.

Und das werden wir am 07.06.2019 ab 16.00 Uhr im Puschkin Park in Cottbus tun. Einfach da sein und singen. Ohne etwas zu wollen. Nur um friedlich miteinander zu teilen, was wir denken und fühlen und uns wünschen. Frieden in jedem einzelnen Menschen für den Frieden in der Welt. Wer Lust hat und sich angesprochen fühlt kommt dazu…