Kunst und Kultur im Salon in der Galerie Bühne

Unsere Salon Abende sind wunderbare Momente. Menschen, die an Kunst interessiert sind, Künstler und Künstlerinnen, die in einem kleinen Rahmen für Ihr Publikum spielen. Austausch, Miteinander, Freude, Entspannung, Dankbarkeit. Ich bin immer sehr beseelt von diesen Events.

Manfred Maurenbrecher in der Galerie BühneGestern Abend war z.B. der Liedermacher Manfred Maurenbecher bei uns zu Gast. Ein Künstler, der sich von Berlin auf den Weg gemacht hat, um bei uns vor einer Gästezahl zu spielen, die sonst ein Vielfaches davon ist. Wir hatten einen wirklich wundervollen Abend.

So schön wie sich diese Abende gestalten, wie sehr wir sie alle genießen. Heut möchte ich mir ein bisschen was von der Seele schreiben, was mich bedrückt. Dabei möchte ich nur schildern, Euch an dem teilhaben lassen was in mir vorgeht und niemanden verurteilen oder angreifen.

 

Unsere Salon Abende und auch meine eigenen Konzerte veranstalten wir ohne Eintritt. Ich lasse die Menschen gern frei, in der Art wie sie eine Leistung ausgleichen. Dass es einen Energieausgleich geben sollte, wird offen kommuniziert, aber es gibt keine Richtlinie.

Saxophonist Frank WidzgowskiIch selbst gebe gern, wenn ich genug habe. Muss nicht immer was zurück bekommen. Es muss sich nicht alles finanziell rentieren. Mir reicht oft auch, wenn wir Menschen Freude und Glück erfahren mit Dingen, wie z.B. Kultur, die diese Zeiten und all die Geschehnisse um uns herum leichter erträglich machen. Oder wie in meinen eigenen Konzerten einander verbinden. Dennoch darf ich immer wieder lernen, dass ich von Glück und Freude allein nicht leben kann.

 

Zurück zum Ursprung

Wir lassen also die Gäste selbst entscheiden, welchen Ausgleich, wir nennen es „Wertschätzungsbeitrag“, sie uns da lassen. Ich selbst hab das Gefühl, die Menschen sind eh schon gebeutelt, von all dem was teurer wird. Da will man nicht noch eins drauf setzen. Und man ermöglicht auch Leuten den Zugang, die vielleicht durch Umstände nicht einfach eine für sie teure Eintrittskarte kaufen können. Ich mag freiwilliges Geben sehr, es macht so ein freies Gefühl.

Otto Reutter AbendVertrauen ist gut….?

Oft klappt das ganz gut, manchmal weniger gut. Sehr traurig bin ich gerade heute, dass die Kasse des Vertrauens für die Getränke beim letzten Salon ein Minus aufweist. Es ist zwar das erste Mal, aber macht mich sehr nachdenklich, dass ca. 10 Getränke nicht bezahlt wurden. Hin und wieder versuche ich ganz vorsichtig darauf hinzuweisen, dass die Künstler und Künstlerinnen angemessen bezahlt werden sollten. Aber was ist angemessen? Was hält jeder Einzelne für angemessen? Welchen Wert hat ein Abend mit Kultur? In unserem Fall mit Kultur und einem Snack? Und was steckt da noch alles drin?

Was ist etwas wert?

Ich selbst gehe oft mit mir ins Gericht. Frage mich, was ist mir eine bestimmte Sache wert. Habe mal geschaut, wofür gebe ich „gern“ Geld aus und wo bin ich knausrig. Um mein eigenes Verhalten mal in ein für mich plausibles Verhältnis zu bringen. Seitdem entscheide ich mich bewusst für ausgewählte Sachen und gebe mehr als das was ich bei uns als Durschnitt erfahre. Sozusagen als Schule bei mir selbst anzufangen, wenn ich es mir auch von anderen wünsche.

Duo Silent GreenMeine Salon Kasse zeigt, dass am Ende einer Veranstaltung im Durchschnitt jeder (aufgerundet) 10 € gegeben hat. Da ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die mehr hineingelegt haben, haben andere dementsprechend weniger dazu getan. Mit dem Prinzip des freiwilligen Gebens erfährt diese Erkenntnis von mir auch keine Bewertung. So haben wir es kommuniziert, so bekommen wir das Ergebnis.

Nur in meinem Kopf sind ganz viele Fragen und Gedanken. Darüber wie jeder einzelne einen Wert für etwas festlegt. Ob er vielleicht gar nicht weiß, was da alles mit drinsteckt und ob er, wenn er es wüsste oder selber machen müsste, es anders sehen würde.

 

Was ist Kunst wert?

Ich möchte bewusst nicht verurteilen oder in den Vorwurf gehen. Sondern hinterfragen, erörtern und verstehen, wie der Mensch an sich so tickt. Und wenn jemand von Euch mutig ist, in den Austausch zu gehen, wie er die Dinge betrachtet, dann wäre das sehr wertvoll.

Pitt KunningsFür so einen Salon Abend kommen Künstler zu uns auf die kleine Bühne. Sie reisen an, nehmen sich Zeit, bringen ihre Kunst dar. Im Vorfeld kläre ich, dass wir keine feste Gage zahlen (können). Das ist mir persönlich auch ein Stück weit unangenehm, da ich selbst Künstlerin bin. Ich habe viele Erfahrungen sammeln dürfen, in denen Kunst zwar erwünscht ist und genossen wird, dass aber die Vergütung nur klein ausfallen darf. Nun bin ich in der Rolle der Veranstalterin, die zwar etwas Schönes ins Leben rufen möchte, aber nicht aus eigener Tasche die Künstlergage stemmen möchte. Zwickmühle!

Angemessene Vergütung für Musikschaffende ist eine Debatte die überall geführt wird. Und ich möchte sie hier auch nicht weiter führen, sondern nur über meine persönlichen Gedanken und Gefühle berichten.

Was steckt alles dahinter?

Wir veranstaltenden den Salon nach einer Idee meines Künstlerkollegen Hornberger, der das aus Berlin kennt. Mein Schatz und ich stellen die Räumlichkeiten (unsere Galerie Bühne) zur Verfügung und sind gern Gastgeber, ist auch irgendwie ne Herzenssache, was für die Kultur zu machen.

TRacy Neumann liest eigene GeschichtenAuf der anderen Seite spricht der innere Finanzchef, der im Auge hat, dass wir jeden Monat Miete zahlen, dass die Räume ja auch entgeltlich gereinigt werden, Strom verbraucht und jetzt im Winter die Heizung aufgedreht wird. Kerzen und Servietten, Toilettenpapier, sauberes Geschirr, Tischdecken. Okay das sind Peanuts. Aber es ist notwendig und will besorgt werden. Und dass da jemand auftreten wird, der eine „Dienstleistung“  bringt und dann dafür ja auch bezahlt werden sollte. Und dass wir die Veranstaltung auch bei der Gema anmelden und für die Einnahmen Steuern an das Finanzamt abführen.

Der innere Zeitmanager sagt: Hast Du schonmal zusammengerechnet, wieviel Zeit Ihr damit verbringt, alles zu organisieren? Flyer erstellen, in Social Media und an die örtlichen Medien verteilen, Anmeldungen entgegen nehmen, den Raum reinigen und wieder neu eindecken, Getränke und Essen einkaufen und vorbereiten. Leergut wieder wegbringen. Am Tag selbst Soundcheck und Bühnenvorbereitung.

Liedermacher Christoph KlugeDas Herz ruft rein: Naja.. mir geht es immer nicht so gut, wenn so wenig Anmeldungen sind. Die Leute entscheiden sich heute oft so kurzfristig, dass wir manchmal eine Woche vorher gar nicht wissen, ob es überhaupt reichen wird, um dem Künstler am Ende seine Spesen zu bezahlen.

Ich als Privatperson gestehe, dass ich oft gern spontan entscheide, ob ich irgendwo hin will oder nicht. Je nach Arbeitspensum und Lust. Als Veranstalterin ist es schwierig mit Spontaneität zu planen.

 

 

Wir haben es einfach mal gemacht

Hornberger bei seinem Auftritt in der Galerie BühneEs war alles eine freie Entscheidung. Wir haben uns entschieden, einen Salon zu veranstalten und auch, einen freiwilligen Wertschätzungsbeitrag dafür zu nehmen. Eine Kasse des Vertrauens für die Getränke aufzustellen und es einfach zu machen.

Und jetzt, ein Jahr später merken wir, dass die Freude und die Motivation etwas für die Kultur zu tun  allein nicht reicht. Dass uns die Seligkeit über das Schöne, was an solchen Abenden spürbar ist, nicht das Gefühl wegmacht, dass die Person auf der Bühne mit einer Gage nach Hause geht, die ich als Kollegin nicht mehr vertreten möchte. Dass nicht genug im Kästchen ist, um einen kleinen Teil davon für die Miete oder Reinigung wegzulegen und es mir unangenehm ist dem Künstler zu sagen, dass ich für Speisen und Gema auch noch etwas wegnehmen möchte.

Wie geht es weiter?

Wir wissen gerade noch nicht was wir machen werden. Eintritt nehmen? Was sind die Leute bereit zu zahlen? Kommen sie dann noch? Wer ist bereit, seine Wertschätzung zu überdenken?  Wenn keiner kommt, mit 20 oder 25 € Eintritt, macht es keinen Sinn. Aber es macht auch keinen Sinn so weiter zu machen und kein gutes Gefühl dabei zu haben bzw. immer selbst drauf zu zahlen.

Jens Naumilkat am CelloZweimal gab es eine Situation, in denen sich so viele Menschen angemeldet haben, dass wir eigentlich hätten absagen müssen, weil es sehr eng ist. Jeder der unsere Bühne kennt, weiß dass es ein eher größeres Wohnzimmer ist. Auf Wunsch der Auftretenden haben wir am Ende 40 Leute reingelassen. Das war für die Kasse gut, aber fürs Wohlgefühl brenzlig und der innere Sicherheitsbeauftrage war etwas beunruhigt. Meistens ist es so, dass wir 25 Plätze an Tischen haben, um ein Miteinander ohne Gedränge zu gewährleisten. Doch an manchen Abenden konnten wir nicht einmal diese füllen. Es ist also ein immer ein unsicheres veranstalten. Wir sind abhängig vom Publikum, dessen Interesse und Anwesenheit nicht planbar ist.

Mal schauen…

Möglicherweise geht es in 2024 weiter mit einem Salon so hin und wieder mal. Vielleicht schließen wir den Salon als Projekt ab. Vielleicht macht Hornberger allein weiter in einer anderen Location. Wir wissen es noch nicht. Ich persönlich möchte mich mehr um meine eigenen Konzerte kümmern. Für mich als selbstvermarktende Musikerin ist nie genug Zeit für alles. Und die Organisation der Salon Abende ist eine zusätzliche Aufgabe, die zwar an den Abenden selbst sehr viel Freude bereitet. Doch das reicht nicht aus um dauerhaft so ein Projekt am Leben zu erhalten.

Marion Suckow liest aus ihrem Buch "Suppengeschichten"Wir hatten echt schöne Abende. Mein Schatz und ich haben es auch genossen, Gastgebende zu sein. Es waren tolle Künstler und Künstlerinnen bei uns, tolle Gäste, wunderbare gemeinsame Erlebnisse. Und ich danke allen die, in welcher Form auch immer dies wertgeschätzt haben.

Und nun müssen wir mal in uns gehen ob es weitergehen wird oder nicht.
Habt Ihr etwas dazu zu sagen? Dann gern her damit! Und danke für Euer Interesse wenn Ihr bis hierher meinen Gedanken und Gefühlen gefolgt seid.