Yey.. wieder ein zweiter Preis. Diesmal nicht bei einem Liedermacherfestival, sondern bei einem Chorfestival der Chorakademie Dortmund. Und diesmal auch nur in einem Teilbereich, nämlich für einen Text von mir.
Ich mach da mal mit
Vor einem halben Jahr gab es einen Aufruf von der Chorakademie Dortmund, Texte zum Thema „Female Empowerment – we rise by lifting others“ für einen Wettbewerb einzureichen. Und die Texte, die es auf die ersten Plätze schaffen, gehen dann in einen Kompositionswettbewerb und werden als Chorfassung komponiert.
Ich hab ja einige Texte bzw. Lieder in meinem Repertoire, in denen es darum geht, bewusst zu werden. Mit sich selbst und mit dem was um uns herum passiert. Ich trete auch oft bei Veranstaltungen zum Frauentag oder zur Brandenburgischen Frauenwoche auf und „gegenseitig stärken“ ist schon immer ein Thema in meiner Musik. Also krame ich mal in meinem Textfundus und schaue was passen könnte. Und wenn ich nix finde, dann schreib ich halt was. Aber eigentlich hab ich sofort eine Idee.
Lieder aus meinem Seelenleben
Vor einiger Zeit hab ich mir selbst ein Lied geschrieben. Darin hab ich all meine Zweifel, Ängste und Unsicherheiten zum Thema gemacht. Ich rede mir sozusagen selbst gut zu, dass ich an mich glauben soll. Und ich dachte mir, dass dieser Inhalt, diese „Ansprache“ bestimmt auch für andere Mädchen und Frauen gilt. Als hab ich diesen Text einfach mal eingereicht. Und siehe da. Er hat einen zweiten Platz bekommen und ich wurde eingeladen beim 4. Mädchenchorfestival dabei zu sein, um meinen Preis entgegen zu nehmen.
Da mein Schatz aus dem Rheinland kommt, verbinden wir Events in dieser Gegend gern mit einem Besuch bei den Schwiegereltern und bei Freunden, damit die lange Fahrt sich lohnt. Also verbringen wir ein langes Wochenende in Köln und beenden dieses am Sonntag in Dortmund im wunderschönen Konzerthaus. Vorher gehen wir noch „Delikat essen“ und sind dann ganz gespannt auf den Abend.
Chor ist Gemeinschaft
Als ich meine Platzkarten am Infostand der Chorakademie abhole, werden wir schonmal sehr herzlich begrüßt und ich frage auch gleich nach einem Programmheft, weil ich ganz neugierig bin, ob mein Text + neuer Melodie heute Abend auch gesungen wird. Als ich meinen (allerdings bürgerlichen Namen) im Booklet entdecke, bin ich ganz stolz und freu mich wie ein Kind darüber. Wir erfahren am Infostand, wie sich die Mitglieder und auch die Eltern der Chorsängerinnen für das gemeinsame Singen einsetzen und wir lernen eine super engagierte Community kennen. Ja, Chorsingen, ist gemeinsames Schwingen, miteinander sein und Musik teilen und machen. Ich kenne es ja auch aus unseren Mantrakonzerten was es macht, wenn alle ihre Stimmen klingen lassen und den Raum füllen.
Viele kleine Gemeinschaften werden zu einer großen
Tatsächliche werde ich heut Abend meinen Text mit einer neuen Melodie auch als Uraufführung hören. Aber erst einmal beginnt das Konzert mit dem Jugendmädchenchor, dem Jugendvorchor und dem Frauenkonzertchor der Chorakademie Dortmund, CANTABELLA, LaCapella nuova und dem Salzburger Festspiele und Theater Mädchenchor. Für das erste Lied kommen alle Sängerinnen von verschiedenen Seiten auf die Bühne. Sie laufen singend an den Sitzreihen vorbei, so dass man einzelne Stimmen hören kann und doch erklingen alle gemeinsam von verschiedenen Stellen. Mir kommen die Tränen, so sehr berührt es mich, wie sie alle miteinander klingen und zusammenfinden. So zart und doch irgendwie stark, so rein und hell.
Musikalische Zeitreise
Wir hören Chorlieder aus den unterschiedlichsten Epochen von 16. bis zum 21.Jahrhundert. Von Volksliedern, über Mantras bis Musical, a capella und mit Klavierbegleitung. Für mich alles sehr neu. Ich habe mich noch nie intensiv mit Chormusik beschäftigt. Ich war früher im Schulchor, später im Jugendchor des Konservatorium Cottbus, Mami hat im Chor gesungen und letztens war vor mir ein Männerchor auf der Bühne, dem ich voller Wonne gelauscht habe. Was es aber musikalisch bedeutet, für einen Chor Musik zu erschaffen, das ist ein Feld in dem ich mich noch nie bewegt habe. Und wenn ich dann heute Abend mal bewusst betrachte, in welch einer Mehrstimmigkeit die Lieder erklingen, dann merke ich, das ist schon etwas anderes als meine Liedermacherkompositionen. Es ist eine Kunst für sich.
Jeder ist besonders auf seine Weise
Und jeder Chor hat eine ganz eigene Art, eine eigene Stimmung und Ausstrahlung, eine eigene Körpersprache und Kleidung. Der Eine hat eine besondere Zartheit, ein anderer eine besondere Dynamik, der nächste eine gewisse Einigkeit. Und jeder ist auf seine Weise wunderschön anzuhören. Auch mit Stücken, die nicht unseren Hörgewohnheiten entsprechen. Ich sitze da und freu mich, dass ich mir das anhören und eintauchen kann. Und neben mir mein Schatz mit dem ich das gemeinsam erleben darf.
Vor der Pause steht im Programmheft der Chorakademie „Hey Liebes“ und ich bin aufgeregt, mein eigenes „Lied“ zu hören welches ja in diesem Fall nur ein Text von mir ist und die Musik hat jemand anderes gemacht.
Ich darf auf die Bühne und irgendwie doch nicht
Das Handy zum Mitfilmen schon in der Hand warte ich gespannt, da erscheint die Moderatorin, Heike Susanne Daum, und berichtet von dem Text- und Kompositionswettbewerb und ich darf auf die Bühne zur Entgegennahme meiner Urkunde. Ich dachte wenn es kommt, dann erst ganz zum Schluss. Hihi… ich freu mich und wackele runter zur Bühne… Schon komisch, normalerweise darf ich dann auch was machen da vorn. Singen, reden… Aber da steh ich nun, werde beglückwünscht und dann geh ich zurück auf meinen Platz. Und noch etwas ist komisch. Dass ich nicht unter meinem Künstlernamen aufgerufen werde sondern mit „Kathrin Jantke“. Das ist ja der Name unter dem ich zwar früher auch aufgetreten bin, aber irgendwie ist diese Name für mich überhaupt nicht mit dem verknüpft was ich heutzutage musikalisch mache. Da bin ich eben Clara bzw. Clara Werden.
Vertraut und fremd zugleich
Und dann lausche ich meinem Text mit fremder Melodie. Es ist so ungewohnt. Ich muss meine eigene Melodie und meine eigene Metrik ausschalten und mich wirklich konzentrieren, um alles zu greifen. Ich möchte verstehen was der Komponist, in diesem Fall Pascal Hahn, gemacht und gemeint hat. Doch ich merke, dass ich es beim ersten Hören nicht schaffe, alles zu erfassen. Die Melodie, den Text, der einen anderen Rhythmus hat, die Mehrstimmigkeit. Die Fragmente, die wiederholt und an verschiedenen Stellen eingefügt werden. Ich bin tatsächlich etwas überfordert und fühle mit meinem eigenen Publikum mit, die oft sehr lange neue Songs mit tiefgründigen Inhalten von mir hören. Und die am Ende oft nicht mehr wissen, welcher Song ihnen gefallen oder nicht gefallen hat, weil es einfach zu viele Eindrücke sind. Und hier passiert mir das mit nur einem Lied. Lach… Aber ich bin ganz ergriffen, es klingt so schön…
Meine Worte in anderen Mündern
Da stehen so junge Mädchen und vor ihnen in ihrem Textordner liegen Zeilen von mir. Sie singen meine Gedanken und beim Komponieren hat sich jemand so intensiv mit meinem Text beschäftigt wie sonst nur ich allein und das passiert ja eher selten. Ein komischschönes Gefühl. Ich bewundere was daraus gemacht wurde. Ein so komplexes Klangerlebnis. Dagegen sind meine Melodien eher simpel.
Die Menschen hinter der Komposition
In der Pause beim Sektempfang der Chorakademie lerne ich Johannes Geßner kennen, der „Hey Liebes“ auch vertont hat. Nur leider wurde seine Version heute nicht aufgeführt, was sehr schade ist, vor allem für Johannes selbst, da er extra aus Ostfriesland angereist ist. Und ich lerne Pascal Hahn kennen, dessen Version ich eben hören durfte. Tatsächlich wurde mein Text von mehreren Komponisten ausgesucht und vertont und diese beiden haben einen Preis für die Komposition bekommen.
Im Nachhinein fragen mich einige Leute, ob ich ihnen den Text zusenden würde, was mich natürlich auch sehr freut und viele gratulieren mir wohlwollend. Auch ein total schönes Gefühl. Außerdem knüpfe ich ein paar sehr interessante Kontakte für die Zukunft.
Ich würde Euch im Video so gern ein paar Einblicke in den Gesang der verschiedenen Chöre geben, aber leider darf ich das aus urheberrechtlichen Gründen nicht. Daher bekommt Ihr nur ein paar Bilder zu sehen. Aber mein Text mit den Kompositionen von Pascal Hahn und Johannes Geßner wird vom Helbing Verlag veröffentlicht und ist somit für alle Chorensembles verfügbar.
Und ab nach Hause
Jetzt sitze ich neben meinem Schatz im Auto auf dem Weg nach Hause. Es liegen noch 3 Stunden und 15 Minuten Fahrt vor uns, aber ich hab die Zeit gleich genutzt um dieses Erlebnis aufzuschreiben und lass die Eindrücke noch nachwirken.
Auf jeden Fall war mal wieder so direkt spürbar, wie sehr Musik verbindet, Energie schenkt und wie kraftvoll sich gemeinsames Singen durch einen Raum trägt und Menschen berührt. Und ich durfte in ein neues Feld reinschnuppern und sogar ein Teil davon sein.
Ach ja… und dass etwas gewürdigt wurde was ich geschrieben habe, ist auch so wertvoll. Wahrgenommen zu werden ist toll!!! Danke an alle Mitwrikednen dieses Events der Chorakademie Dortmund!
Hier seht Ihr mein kleines Video von diesem Abend:
Witzig finde ich, dass die Gewinnerin des ersten Preises Melanie Bäreis so super elegant im Abendkleid da steht und ich in meinem selbstgehäkelten Wollcape. Lach. Dann stell ich mich mir im Abendkleid vor und denke… neee.. so ist besser, aber Melanie sieht super schön aus.
Hier stelle ich Euch mal die drei Texte vor, die die ersten Preise bekommen haben:
Lichtblitze von Melanie Bäreis
Hab ́ im Glashaus der Stereotypen überall den Lift gesucht, nirgends gefunden
Nur geliftete Preise für die Freiheit
Hab sie alle an Steine gebunden, in jeder Hand drei Stück
Lass sie fliegen, werf ́ sie hoch
Lass halbleere Gläser zerbrechen
Zusammengefallenes Kartenhaus, kannst ́ mich jetzt nicht mehr schwächen
Denn alle Scherben bringen Glück, ja
Vor allem die, die aus gebrochenem Schweigen herausbrechen
Trümmerreste, Scherbenflut
Bricht Licht herein,
Bricht endlich Wahrheit heraus
Nur noch einmal Werfen, letzter Stein,
Vier Ecken, 60 Grad allein
Grünes Licht für die Freiheit
Fliegt mir entgegen
Also dann, lasst uns loslegen
In der Morgenröte von Susanne Ulrike Maria Albrecht
Aurora reist unerkannt durch Stadt und Land.
In der Morgenröte sitzt der Salamander mit seinem Feuerhaupte und wartet auf das Schöne.
In der Morgenröte ist das Schöne. Das Schöne ist im Morgenrot.
Irgendwo im Morgenrot reist Aurora unerkannt durch Stadt und Land.
In der Morgenröte quaken viele Kröten.
In der Morgenröte gehen viele Kröten flöten.
In der Morgenröte sitzt der Salamander mit seinem Feuerhaupte und wartet auf das Schöne.
In der Morgenröte ist das Schöne. Das Schöne ist im Morgenrot.
In der Morgenröte werden viele Kröten gemacht.
Irgendwo im Morgenrot backt ein Bäcker Brot.
Irgendwo im Morgenrot kauft Aurora Brot.
In der Morgenröte ist das Schöne. Das Schöne ist im Morgenrot.
In der Morgenröte fallen Schüsse.
Tiere flüchten.
In der Morgenröte Stille.
Stille im Morgenrot.
Der Salamander mit seinem Feuerhaupte sitzt in der Morgenröte.
In der Morgenröte
In der Morgenröte ist das Schöne. Das Schöne ist im Morgenrot.
Aurora reist unerkannt durch Stadt und Land.
Ein Schuss.
Ein Schrei.
Mit dem Jäger ist es vorbei.
Die Schlagzeile im Tagesblatt: Ein Jäger findet den Tod im Morgenrot.
Der Salamander mit seinem Feuerhaupte sitzt in der Morgenröte. In der Morgenröte
ist das Schöne. Das Schöne ist im Morgenrot.
Hey Liebes von mir
Manchmal weiß ich nicht wie ich Dich erreiche
Wenn Du Dich wieder mal in Frage stellst und zweifelst
Wenn Du traurig bist, weil ́s nicht so funktioniert
Und weil einfach nichts in Deinem Sinn passiert
Wenn Dein Kopf mal wieder in nem Sandberg steckt
Weil irgendwas in Dir verborgene Ängste weckt
Wenn Du aus Unsicherheit nur leise klingst
In einem Tief aus Ahnungslosigkeit versinkst
Darum schreib ich Dir heut diese Zeilen
All das was mir durch mein Köpfchen geht
Wenn ich Dich vor mir seh ́ und an Dich denke
Und darin steht:
Hey Liebes – Ich glaub an Dich
Bitte glaub auch an Dich
Hab Geduld mit Dir und zweifle nicht
Du darfst Fehler machen
Und unvollkommen sein
Mach Dich bitte nicht so klein
Du hast alles was Du brauchst
Und genug Zeit hast Du auch
Lauf los, hör auf Dein Herz
Geh Deinen Weg – vertrau
Geh Deinen Weg – vertrau
Erkenne doch – Du musst nicht immer lieb sein
Und Du darfst Dich von Erwartungen befrein
Sagen wenn Du Wünsche hast
Und Dich wehren wenn Dir irgendwas nicht passt
Du darfst Deine eigenen Pfade gehn ́
Schritt für Schritt – Du musst das Ziel noch gar nicht sehn ́
Und es ist okay wenn Du Dich im Kreise drehst
Weil Du Dir selbst im Wege stehst
Es ist okay Dich so zu kleiden wie Dir ist
Und dass Du nicht die Vorzeigpüppi bist
Dein Gesicht darf ohne Make up sein
Lass Dich nur nicht auf Vergleiche ein
Ganz egal wie andere Dich sehn
Du musst nicht darauf hörn ́, es nicht verstehn ́
Es darf Dir ganz egal sein was jemand von Dir denkt
Er liegt falsch, weil er Dich überhaupt nicht kennt
Es muss nicht richtig sein was Du tust und sagst
Es heißt nicht dass Du dumm bist wenn Du fragst
Und auch wenn Du mal was nicht so Kluges von Dir gibst
Von Menschen die Dich schätzen wirst du jederzeit geliebt
Du weißt, dass Du nicht alles können musst
Du kannst schon viel, es ist Dir oft nur nicht bewusst
Du glaubst zu oft den Emotionen der Vergangenheit
Und traust zu selten Deiner Kraft und Deiner Einzigartigkeit
Und ich schreibe Dir heut diese Zeilen
All das was mir durch mein Köpfchen geht
Wenn ich Dich vor mir seh ́ und an Dich denke
Und darin steht:
Hey Liebes – Ich glaub an Dich
Bitte glaub auch an Dich
Hab Geduld mit Dir und zweifle nicht
Du darfst Fehler machen
Und unvollkommen sein
Mach Dich bitte nicht so klein
Du hast alles was Du brauchst
Und genug Zeit hast Du auch
Lauf los, hör auf Dein Herz
Geh Deinen Weg – vertrau
Geh Deinen Weg – vertrau
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