Wenn ich das Wort Ashram höre, dann denke ich unweigerlich an Indien und an Fußböden schrubbende Menschen auf dem Selbstfindungstrip. Und irgendwie hab ich immer gedacht, ne… nix für mich. Nicht auf die Art. Aber vielleicht auf eine andere. Und zwar auf eine moderne, im Yoga Vidya Zentrum in Bad Meinberg.

Dieser Artikel ist definitiv zu lang. Aber 5 Tage und all meine Gedanken und Gefühle lassen sich nicht kurz beschreiben. Außerdem ist das Aufschreiben und der Videofilm dazu nicht nur Dokumentation für Euch, sondern auch Klärung für mich. Es ist wichtig für mich, alles Revue passieren zu lassen und die Erkenntnisse noch einmal wirken zu lassen, um sie auch mit in den Alltag zu nehmen.

Clara unterwegs - Yoga VidyaClara unterwegs - Yoga VidyaClara unterwegs - Yoga VidyaZurück zu mir

Ich sitze im Zug. 7.00 Uhr, Montagmorgen. Auf dem Weg ins Yoga Vidya Zentrum nach Bad Meinberg. Vor etwa 8 Jahren war ich schon einmal dort. Damals war es Freundinnen-Zeit mit Yoga, miteinander sein und viel quatschen. Diesmal fahre ich allein. Ich brauche ein paar Tage ganz für mich. Ohne alltägliche Kümmerungen wie Termine, Absprachen mit meinem Schatz, Einkaufen, Essen machen, Abarbeiten usw. Mal nicht „wir-sein“ sondern „nur ich“ auch wenn unser „Wir“ ganz wunderbar ist und ich das Zusammenleben mit meinem Schatz liebe.

 „Auszeit“

Seit Jahren sprechen wir davon, dass wir uns gegenseitig Freiräume gönnen und dennoch hab ich es nie in Anspruch genommen. Naja, es war nie notwendig. Jetzt irgendwie schon. Ich hab viel gearbeitet im letzten Jahr. Mein Album produziert, Akquise gemacht, Konzerte gegeben, mir viele, viele Gedanken gemacht, wie ich mit meiner Musik voran komme und wenige Pausen für mich und meinen Körper eingelegt. Und prompt meldet er sich an Weihnachten und bleibt kränklich bis Mitte Januar. Ich war so lange nicht krank und stolz darauf. Und jetzt? Quäle ich mich förmlich durch 3 Konzerte in denen ich meine vom Husten gebeutelte Stimme noch mehr strapaziere. Mein Körper schreit förmlich nach Beachtung und Auszeit.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaLeider erst wenn es „notwendig“ ist

Er hat ja Recht, und ich weiß es auch ganz genau. Ich hab nicht gut auf mich aufgepasst, hab nicht auf mein Gefühl gehört und mich übernommen. Also: Ich möchte wieder mehr auf mich achten, Zeiten einbauen in denen ich mich um mich und mein Wohlbefinden kümmere, regelmäßig Yoga mache und meditiere. Und Initialzündung sollen die 5 Tage im Ashram in Bad Meinberg werden.

Reisen und bei sich ankommen

Die Entspannung beginnt schon bei der Zugfahrt. Es ist unglaublich wie entschleunigend es auf mich wirkt, dass ich mich den vorgegebenen Abfahrtszeiten anpassen muss. Dadurch dass ich nicht selbst bestimmen kann, wann ich ankomme und wieder losfahre, bin ich irgendwie total relaxed und genieße die Fahrt und sogar das 3 x Umsteigen. Die Rauhreiflandschaft die an mir vorüber zieht ist traumhaft schön und die Sonne guckt endlich mal wieder zwischen den Wolken hervor. Sie wärmt sogar, so dass es nichts ausmacht, dass der nächste Zug von meinen 4 Zubringern Verspätung hat und ich auf dem eisigen Bahnsteig warten muss.

Clara unterwegs - Yoga VidyaClara unterwegs - Yoga VidyaClara unterwegs - Yoga VidyaReisen mit schwerem Gepäck

Leider reise ich nicht mit leichtem Gepäck was auch eine gute Übung gewesen wäre, aber naja. Ich habe viel zu viele Klamotten in meinem Koffer und damit einiges zu schleppen. Das ist nicht besonders „yogisch“, aber mitten im minus 10 Grad kalten Januar vertraue ich doch lieber auf ein paar Pullover und Ponchos mehr und reise mit meinem riesigen roten Gepäckstück wo auch mein Kopfkissen drin Platz findet. Glücklicherweise findet sich bei jedem Umstieg immer ein netter Herr, der mir ohne Aufforderung seine Hilfe anbietet. Ich bin höchst erfreut und überrascht und übe mich darin, diese Hilfe anzunehmen.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaAnkommen und Staunen

13.30 Uhr: Ankunft im Yoga Vidya Zentrum. Voller Erwartung, die damalige Stätte wieder zu erkennen, meißelt sich jedoch erst einmal ein großes Fragezeichen in meine Synapsen, weil hier alles völlig anders ausschaut. Alles nicht mehr so klein und familiär wie vor ein paar Jahren. Eine riesige Rezeption mit Wartebereich, lange weite Gänge… Mmmh…. Ich beobachte ein reges Treiben während ich auf die Schlüsselübergabe um 15 Uhr warte. Lese mich durch sämtliche Broschüren um mich einzustimmen und hole mir einen Überblick über alle Möglichkeiten hier vor Ort. Danach weiß ich gar nicht wie ich meinen Plan aufstellen soll, so viele Angebote gibt es.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga Vidya15.30 Uhr: Hausführung mit Max, einem Sevaka, der hier schon für fast ein Jahr lebt und arbeitet. Er zeigt uns das Shiva Haus und die Chakra-Pyramide und auf dem Weg erkenne ich nun auch, wo wir damals gewohnt haben. Seitdem hat sich das Gelände extrem vergrößert. Der erste Eindruck ist toll. Die Gänge strahlen in hellen Farben mit bunten Bildern der Gottheiten und Meister. Überall stehen große Pflanzen. Die sehen auch alle richtig gesund aus. Das freut mein Herz und erinnert mich an zu Hause.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaBestens versorgt

Ein Geschenk des Hauses an die Gäste sind die Tee- und Wasserstationen an denen man jederzeit „tanken“ kann. Verschiedenste, täglich wechselnde Teesorten und eine Auswahl an Wasserqualitäten bieten für jeden eine wichtige Grundversorgung. Das beruhigt mich total, denn Trinken ist für mich echt wichtig, vor allem warmes Trinken. Ein Tipp für alle Besucher: nehmt Euch unbedingt Eure Lieblingstrinkflasche mit! Da man keinen Tee in die Yoga- und Mediationsräume mitnehmen darf, schieße ich mich schnell auf heißes Wasser ein und genieße nur hin und wieder mal ein Glas Tee.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaWo war doch gleich…. ?

Heute Abend gehen alle Neunankömmlinge mit viel Input ins Bett und trotz Max´ ausführlicher Beschreibungen und den super Ausschilderungen suchen wir in den nächsten Tagen oft unseren jeweiligen Yoga- oder Meditationsraum. Es gibt zwar überall richtungsweisende Pfeile mit den Namen, aber für uns Frischlinge sind die so speziell, dass wir sie uns keine 20 Meter weit merken können. Es ist jedoch alles logisch und klar strukturiert, man braucht nur ein kleines Weilchen bis man sich die grundlegendsten Richtungen merken kann.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaWo man sich begegnet wird kommuniziert

In unserer Gruppe sind viele nette Leutchen. Sebastian und Anja lerne ich schon am ersten Tag näher kennen und wir tauschen uns über unsere Beweggründe für den Aufenthalt im Yoga Vidya Ashram aus. Elke und Heike begegnen mir leider erst am Ende so ganz bewusst. Aber ich nehm sie als liebevolle Kontakte mit und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.

Mein Vorhaben, wenig zu reden und meine Stimme zu schonen lässt sich heut noch nicht so gut umsetzen. Aber das ist in Ordnung. Ich mag es ja total, neue Leute kennen zu lernen. Dennoch nehme ich mir für die nächsten Tage vor, mich auf mich zu konzentrieren und Smalltalk von meiner Liste zu streichen. Auch wenn die Freundinnen-Zeit damals toll war und man das hier gut gemeinsam mit jemandem erleben kann, es ist absolut perfekt, dass ich ganz allein hier bin und nur meinen ganz eigenen Plan haben darf. Ohne Absprachen, ohne Kompromisse.

Clara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaClara unterwegs – Yoga VidyaLuxus ist nicht ein Sterne-Hotel – Luxus ist Zeit für mich

Mein Zimmerchen ist spartanisch aber ausreichend eingerichtet. Alles ist sauber und hell. Man braucht ja auch nicht viel. Zumal die meisten Aktionen eh in den anderen Räumlichkeiten stattfinden und die sind super bzw. ziemlich umfassend ausgestattet.

Große freundliche Säle mit hellen Teppichen, manche mit Fußbodenheizung. Ich sag Euch das ist großartig beim Yoga üben und meditieren. Die Wärme fördert so dermaßen die Entspannung… mmhh… ich liebe es. In vielen Räumen gibt es ein bühnenähnliches Podest und darüber die Fotos der Meister und jeweils eine Soundanlage mit Headsets für die Yogalehrer und Mantra-Vorsänger. Schuhe, Essen und Getränke (außer Wasser) müssen draußen bleiben. Yogamatten, Decken, Sitzkissen und Yogahilfsmittel sind für alle zur freien Nutzung vor Ort. Man braucht nur da sein und mitmachen. Und obwohl täglich viele Menschen in diesen Räumen praktizieren ist immer eine gute Energie darin. Saubere Luft und saubere Flächen.

Grundbedürfnis: Essen

Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Vegetarische Küche, sehr lecker. Aber ich glaube mein Schatz würde hier lange Zähne bekommen… lach. Bei mir könnte es jeden Tag gedünstetes Gemüse und Salat geben. Allen die hier sind geht es glaub ich ähnlich. Es gibt geschnittenes rohes Grünzeug, dass man sich selbst zusammenstellen und dann mit Samen und Ölen oder Dressing verfeinern kann. An manchen Tagen steht da ein riesen Topf mit Bananenmilch. Wenn man sich nicht beeilt, bekommt man davon nichts mehr ab, weil die so beliebt ist. Es gibt generell wenig Süßkram, nur hin und wieder Ahornsirup für den Joghurt oder gebackene Polenta mit Zimt und einen süßen Getreidebrei. Was ich total gern mag sind die Brotaufstrische aus getrockneten Tomaten und Sonneblumenkernen oder aus Kürbis und Cashew-Nüssen. Zu den Essenszeiten ist die einzige Zeit, in der es mal nicht ruhig und entspannt zugeht. Da wimmelt es im Speisesaal von hungrigen Yogis und Yoginis. Obwohl die Schlange oft bis zum Ausgang reicht, geht es recht schnell. Denn jeder weiß wo was ist und es gibt meist 2 Auswahlgerichte und eine Beilage. Zack zack hat jeder seinen Teller voll. Da mir die Atmosphäre dort zu wimmelig ist, nehme ich mir für die Tage vor, zum Essen in den Schweigeraum zu gehen.

Selbstgemachte BrotausftricheMorgens und Abends frischer SalatVegetarische Küche
Der Plan

Der Plan ist, etwas für mich zu tun, mich auf Yoga, Yoga-Praxis und Meditation zu konzentrieren. Es wieder in meinen Alltag integrieren. Ich glaube das ist auch das, was die Yogalehrer hier für uns vorgesehen haben. Aber nicht nur die Yoga-Übungen, die Asanas und Meditation sondern Yoga als ganzheitliches Lebenskonzept. Denn nein, Yoga ist keine Sportart.

Yoga Vidya Zentrum in Bad MeinbergYoga Vidya Zentrum in Bad MeinbergYoga Vidya Zentrum in Bad MeinbergDie Möglichkeiten, den yogischen Lebensstil für sich zu entdecken sind reichlich. Ich hätte bitte gern einmal Hermines Zeitumkehrer, damit ich an verschieden Kursen gleichzeitig teilnehmen kann. Ich studiere die große Pinnwand an der Rezeption und entwerfe mein ganz eigenes  4 Tages-Konzept.  Das Schöne ist, auch wenn für unseren Kurs ein Plan zusammengestellt wurde, mit Vorträgen, Yogastunden, Meditationen und Wanderungen, kann man ganz nach eigenen Wünschen noch zusätzliche Angebote nutzen. Wie meint Gauri unsere Kursleiterin: Alles kann, nichts muss. Das ist ja großartig. Passt mir sehr gut. Demzufolge sieht mein grober Plan für die folgenden 3 Tage so aus:

4.30 Uhr Aufstehen
5.00 Uhr bis 5.45 Uhr Feuerritual Homa
5.55 Uhr bis 6.00 Uhr Gehmeditation
6.00 Uhr bis 6.45 Uhr Stille Meditation
7.00 Uhr bis 7.30 Uhr Geführte Meditation
7.30 Uhr bis 8.00 Uhr Satsang und Arati
8.05 Uhr bis 9.00 Uhr Kursvortrag
9.15 Uhr bis 11.15 Uhr Yoga
11.15 Uhr bis 12.00 Uhr Brunch
16.15 Uhr bis 18.15 Uhr Yogastunde
18.00 Uhr bis 19.00 Uhr Abendessen
19.00 Uhr bis 20.00 Uhr Mantra Singen für den Weltfrieden oder Vortrag
20.00 Uhr bis 20.20 Uhr Geführte Meditation
20.30 Uhr bis 21.00 Uhr Satsang und Arati
21.15 Uhr bis 22.15 Uhr Gute Nacht Meditation

Yoga und meditation bei Yoga VidyaYoga und Meditation bei Yoga VidyaYoga und Meditation bei Yoga VidyaGauri – die Strahlende, die Goldene

Gauri ist unsere Kursleiterin für die nächsten 4 Tage und führt uns locker und sympathisch an das Leben hier im Ashram heran. Es macht Freude ihr zu folgen. Sie dogmatisiert nichts, erklärt viel aus ihrem persönlichen Empfinden heraus. Und sie versucht auf humorvolle Art Brücken zu bauen, zwischen der Welt die viele da draußen erleben und der Welt hier im Ashram. Obwohl ich kein völliger Neuling in Sachen Yoga bin, gibt es in mir viele Aha-Effekte. Aus jedem Vortrag, aus jeder gemeinsamen Erörterung nehme ich mir was mit. Es gibt immer wieder Aspekte, über die ich mir so noch keine Gedanken gemacht habe oder die ich durch Gauris Schilderungen noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.

Unsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad MeinbergUnsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad MeinbergUnsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad MeinbergSie nimmt durch ihre Erzählungen das Klischee auseinander welches in Verbindung mit den Gottheiten steht, zeigt auf, was Yoga alles bedeutet und fragt nach unseren Gedanken und Gefühlen. Geduldig beantwortet sie Fragen, gibt Empfehlungen für die selbständige Weiterbildung und Hilfestellung bei der Frage, wie wir Yoga in unseren Alltag integrieren können. Gauri hat auch eine eigene Webseite mit tollen Angeboten, u.a. Yoga on Beats, Seminare und Konzerte.

Unsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad MeinbergUnsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad MeinbergUnsere Kursleitung Gauri im Yoga Vidya Bad Meinberg

Mantras

Gauris Anfangsmantra “Sriram Jayaram” so wie sie es interpretiert, ist eines der schönsten das ich den Tagen höre und ich genieße es, es mit allen gemeinsam zu singen. Leider verpasse ich ihre Yoga-Stunde in der sie der Gruppe ihre eigenen Mantras inklusive ihrer eigenen CD “Golden Cennoxion” vorstellt, weil ich dem Yin-Yoga Kurs den Vorzug gegeben habe. Aber zum Glück gibt es Spotify ;-)… Und da finde ich Sie:  https://open.spotify.com/artist/5t8JuLX5a0h1lol8poxwQZ?si=0KhQzb0IROCWK8rg0srCPQ

Ja die Mantras sind so eine Sache. Durch unsere kleine Soundhealing – Mantra-Band in Cottbus, in der wir gemeinsam jeden Sonntag Abend singen, bin ich damit schon länger vertraut und ich liebe es. Neben meiner eigenen Arbeit auf der Bühne ist dies eine ganz besondere Art zu Tönen die mich sehr erfüllt und entspannt. Und dennoch finde ich mich in das Mantra Singen hier im Ashram nicht so ein wie ich es mir gewünscht hätte.

Satsang im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergSatsang im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergSatsang im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergSingen ist nicht gleich singen. Finde ich jedenfalls. Es geht darum, gemeinsam Mantras zu rezitieren bzw. zu singen und sich dabei zu verbinden, in Schwingung zu versetzen, den Geist frei von anderen Gedanken zu machen und Freude zu empfinden. Aber mir fällt es schwer bei diesen Gesängen Freude zu spüren. Erstens weil die Melodien doch recht gewöhnungsbedürftig für mein europäisch geprägtes Ohr sind und zweitens, weil ich nicht unbedingt den Eindruck habe, dass die Menschen hier voller Hingabe singen. Es klingt eher heruntergesungen. Ich höre selten Emotionen bei dem was an Tönen und Schwingungen zu mir dringt. Fühlen die Leute das was sie singen? Singen sie was sie fühlen? Wenn ich „Shanti“ oder „Frieden“ singe, dann geht mein Herz dabei mit, denn mir reicht nicht nur das Wort, ich möchte das Gefühl dazu mit nach außen geben. Das wirklich Schöne ist diese Kraft an Schwingungen, die sich aufbaut wenn ein ganzer Saal gemeinsam Töne anstimmt. Das gemeinsame Om ist wundervoll. Ich mag es, dass es bei jeder Yogastunde, bei jedem Vortrag und jeder Meditation ein Teil der Zeremonie ist.

Früh aufstehen

Früh aufzustehen macht mir nix aus. Eher das Durchhalten. Aber dafür gibt es ja die Mittagspause in der es außer einer Wanderung nichts gibt, was ich verpasse. Also stelle ich meinen Wecker auf 4.30 Uhr um beim Feuerritual „Homa“ dabei zu sein. Ausschlafen kann ich auch zu Hause denke ich mir und nehme in Kauf völlig zerknautscht und müde auszusehen. Aber das ist hier glaube ich egal. Ich genieße es, Menschen zu begegnen, die bequeme Kleidung bevorzugen und genau so gern Pumphosen tragen wie ich. Die keinen Wert auf perfektes Make up legen und so natürlich daherkommen dass es mir eine Freude ist in ihre puren Gesichter zu schauen. Ich selbst nehme meine ungeschminkte Wahrheit immer nur wahr wenn ich mich in der Kamera sehe und bin doch etwas erschrocken. Egal. Mut zu dem was ist. Und das ist alles echt. Also auf zum Feuerritual.

Yoga Vidya Zentrum Bad MeinbergYoga Vidya Zentrum Bad MeinbergYoga Vidya Zentrum Bad MeinbergHoma morgens um 5

Ich laufe durch die leeren Gänge und genieße diesen morgendlichen Frieden. Keine Begegnungen, keine Geräusche. Ich öffne die Tür und mir schlägt eine eisige Kälte entgegen. Auch die genieße ich, während ich die 200m zur Chakra-Pyramide, dem Nebengebäude durch die Dunkelheit laufe. Unbezahlbar diese Momente. Schon dafür lohnt es sich, früh aufzustehen. An Brunnen trinke ich erst mal einen halben Liter warmes Wasser und fülle meine Flasche auf bevor ich den Homa-Raum aufsuche. Ich bin ganz allein dort mit einem Mädchen das mir ausführlich erklärt, was die einzelnen Schritte bei diesem Ritual sind und wozu sie dienen.

Es ist kalt, aber ich friere nicht. Ich hülle mich in meinen Poncho und hole mir eine Decke für die Füße und dann bin ich einfach nur da und beobachte. Das Mädchen und auch mich. Gehe in mich und genieße. Das Feuer und die Ruhe. Und ich frage mich warum nur ich hier bin, es ist doch so schön. Ein Teil des Rituals ist die Rezitation des Gayatri Mantras und zwar 108 mal. Als ich das erfahre denke ich erst ich habe mich verhört. 108 mal????? Okay! Na dann mal los. Das Schöne ist, ich kenne das Mantra. Ich höre schon seit vielen Jahren gern Deva Premal und dieses Mantra ist auf einer ihrer CDs. Zwar etwas anders betont und eine andere Melodie aber ich bin ganz glücklich darüber dass ich es bald mitsingen kann und dadurch natürlich auch mal ausprobieren kann, was es mit mir macht wenn ich es so oft wiederhohle.

Erstes Ritual im Yoga Vidya Zentrum Bad MeinbergHoma - Erstes Ritual im Yoga Vidya Zentrum Bad MeinbergHoma - Erstes Ritual im Yoga Vidya Zentrum Bad Meinberg

Witzig ist dass ich, wenn ich nur singe und in das Feuer schaue und keine anderen Gedanken da sind voll drin bin. Sobald meine Gedanken zu einem anderen Thema abschweifen und sei es auch nur für einen kurzen Moment, merke ich wie ich unsicher werde, den Text vergesse und mich versinge. Das ist dann wohl der Hinweis, meinen Geist wieder zu leeren und nur zu singen. Ich schaffe es ein paar Male für eine lange Weile nur da zu sein. Mit dem Feuer, dem Mantra und meiner Stimme. Ein wunderbares Gefühl. So leicht und frei.

Shivalaya - Schweigezentrum im Yoga Vidya Ashram Bad MeinbergShivalaya - Schweigezentrum im Yoga Vidya Ashram Bad MeinbergShivalaya - Schweigezentrum im Yoga Vidya Ashram Bad MeinbergMeditation um 6

Nach dem Homa habe ich die Möglichkeit, oben im Shivalaya, einem klosterähnlichen Schweigeort hier im Ashram in eine stille Meditation zu gehen. Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass hier nicht mehr Betrieb ist. Dieser Ort ist wundervoll. Still, kuschelig, irgendwie heilig. Leider habe ich es versäumt, dort oben im Hellen Bilder zu machen. Ich bin so gern dort und immer wenn kein Kurs ansteht, gehe ich hinauf. So auch jeden Morgen um 5.00 Uhr zur Geh– und dann zur stillen Meditation.

Die stille Meditation ist für mich noch eine Herausforderung. Hineingehen ist okay. Zu üben den Geist zu leeren, die Gedanken kommen und gehen zu lassen auch. Aber irgendwann, und das passierte bisher bei jedem Praktizieren, beginnen meine Arme so schwer zu werden und meine Schultern und mein Nacken zu schmerzen, dass ich es kaum aushalten kann. Ich habe in den vielen Versuchen alles probiert. Da sein lassen, begrüßen, Fragen stellen, annehmen, loslassen, Tränen fließen lassen, hineinspüren, visualisieren. Es hat sich nichts verändert. Bin ich zu ungeduldig?

Shivalaya im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergShivalaya im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergShivalaya im Ashram von Yoga Vidya in Bad MeinbergDie größte Herausforderung ist, jeden Tag aufs Neue wieder in die Stille zu gehen. Auch wenn da eine Stimme in mir herumnörgelt dass sie keine Lust darauf hat, weil es ja doch wieder weh tut und man doch jetzt auch mal was anderes machen könnte. Den Shop besuchen z.B. oder eine Massage buchen. Oder einfach nur rumsitzen und Musik hören oder im Internet surfen.

Und wenn ich dann den Sitz einnehme, weiß ich sofort, dass es gut ist. Ich freue mich auf die Stille, bin neugierig wie es diesmal wird und möchte üben, mich durch nichts ablenken zu lassen. Auch wenn ich zwischendrin immer wieder Momente habe, in denen ich in der Dunkelheit auf der kleinen Uhr erkennen möchte, wie viele Minuten es noch sind, weil ich „denke“ dass es jetzt genug sei. Es gibt immer wieder den Punkt, an dem ich mich entspanne und einen neuen Start mache, um meinen Geist ruhig werden zu lassen. Und das ist eine meiner größten Aufgaben.

Geführte Meditationen

Die Meditationen in denen wir angeleitet werden sind da etwas „leichter“. Man folgt den Anweisungen des Meditations-Lehrers was den Atem und die Entspannung angeht und visualisiert und beobachtet. Wir erleben in den 4 Tagen ganz verschiedene Versionen: Klangmeditation, Ausdehnungsmeditation, Energiemeditation, es gibt ja so viele Möglichkeiten. Zu Hause habe ich viele geführte Meditationen für die verschiedensten Situationen. Heilundsmeditation von Mojo Di oder Sterbemeditation von Veit Lindau. Morgenmeditation von Jo Dispenza oder „Das innere Kind“ von Robert Betz, ach und noch viele mehr. Auf Audible gibt es eine, die ich gerade sehr mag, eine Chakren-Meditation.

Meditation im Ashram - Yoga VIdya Zentrum Bad MeinbergMeditation im Ashram - Yoga VIdya Zentrum Bad MeinbergMeditation im Ashram - Yoga VIdya Zentrum Bad MeinbergDie Welt ist Klang

Etwas was ich sehr liebe sind Klangmeditationen. Dabei wird man mit Klängen betönt, die den Körper auf wunderbare Weise in Schwingung versetzen. Ich durfte das schon einige Male mit Freunden erleben. Meine Freundin Nadine, die Naturfriseurin, über die ich schon geschrieben habe, macht Klangreisen mit den schönsten Instrumenten. Und meine Freundin Ella ist Entspannungstherapeutin und macht Klangmeditationen mit Klangschalen nach Peter Hess. Mein Schatz und ich gönnen uns das inzwischen regelmäßig zur Entspannung. Ich tauche echt weg sobald die kleinen Koshis anfangen zu klingen und ein Gong hat eine enorme Wirkung auf meinen ganzen Körper. Klangschalen in den verschiedensten Größen sind ein Klangerlebnis und ein Arbeitsmittel für Blockaden Lösung zugleich. Ich bin echt total überrascht und sooo erfreut dass wir im Ashram gleich zweimal in den Genuss solch einer Mediation kommen. Einmal bei Heidrun, die mit ihrem Monochord und ihrer Stimme ein tolle Atmosphäre schafft und einmal bei Jeannine, die mit Klangschalen und Nuss-Schalen unsere Körper in Schwingung versetzt. Namaste!

Meine Welt ist auch Social Media

Auch wenn ich in den Tagen hier im Yoga Vidya Ashram kaum mit der Außenwelt kommuniziere, weder per Facebook, noch per WhatsApp, habe ich mein Handy immer dabei. Denn ich möchte für diesen Artikel hier natürlich Fotos und Videos machen. Leider löst das auch negative Reaktionen bei meinen Mitmenschen aus. Ich bin darauf bedacht ganz diskret zu sein und keinen damit zu belästigen, habe die ganze Zeit den Flugmodus an und versuche in kleinen unbemerkten Momenten die Situationen einzufangen und auch keine Datenschutz verletzenden Aktionen zu starten. Ich habe gefragt ob das erlaubt ist und meist gab es keine Einwände. Dennoch muss ich mir einige negative Äußerungen anhören. Aber okay. Ich lass es so stehen und nehme es wie es ist. Auch das gehört ja zum Yoga. Annehmen was ist.

 

Annehmen was ist

Ziemlich oft in diesen Tage begegnen mir Menschen die den Yoga-Weg gehen oder lernen wollen aber doch sehr rigoros urteilend durch die Gegend ziehen. Und mein Handy ist dafür der Hauptauslöser. Manchmal fühlte ich mich richtig komisch und wie der einzige Mensch, der hier ein Handy benutzt. Sehr beruhigend empfinde ich, dass bei einem Yogalehrer auch einmal mitten im Unterricht das Handy piept, obwohl er es auf Flugmodus gestellt hatte. Ich muss schmunzeln und immer wieder gestehe ich mir und den anderen, dass ich die Welt mit diesen Möglichkeiten von Social Media und Computertechnik mag. Trotz aller negativen Aspekte, wie Datenspionage, Manipulation und Zeitfresserei, die ich trotz meiner Affinität nicht gutheißen möchte. Aber für meinen Job sind Möglichkeiten, die ich durch das World Wide Web habe doch echt wertvoll und ich nutze sie gern.

Zum Glück spüre ich die Strahlung all dieser technischen und digitalen Medien nicht bewusst negativ und bin auch sehr dankbar. Da geht es ja anderen leider nicht so gut und das bedauere ich auch sehr und nehme gern Rücksicht. In diesen Tagen hier genieße ich es mal nichts nach außen zu geben und bei mir zu sein.

Yoga-Praxis

Ganz besonders geeignet fürs “bei sich sein” sind dafür natürlich die Yoga Kurse. Vor der ersten Stunde habe ich echt ein bisschen Bammel, denn ich war so lange untätig. Ich bin so steif geworden und wenn ich mir vorstelle in die Asanas zu gehen, dann spüre ich schon bei dem Gedanken daran vorher überall Schmerzen. Egal. Auf geht´s.

AsanasYoga PraxisEs tut so gut

Was soll ich sagen. Ich entdecke die tägliche Praxis neu für mich, denn jedes Mal wenn ich aus einem Kurs heraus komme, fühle ich mich gut. Leicht und beweglich, gereinigt und klar. In manchen Stunden beginnen einfach so die Tränen zu kullern. Angeschoben durch die Worte des Yoga-Lehrers der uns bei den Übungen erklärt in welchem Zusammenhang die Körperteile und Blockaden bzw. Verkürzungen stehen. Ich fühl mich irgendwie erkannt und weine einfach so dahin mit der Erkenntnis, dass nur ich allein es bin, der die Dinge verursacht und auch wieder ändern kann.

Die Yoga-Lehrer waren allesamt toll. Jeder auf seine Weise. Besonders angenehm war Julia beim Yin Yoga, sie hat mich schon durch ihre Art zu kommunizieren entspannt und so ein Gefühl für die ganz eigenen Yoga-Bewegungen und Ausführungen geweckt. Außerdem mochte ich die Art von (leider hab ich ihren Namen vergessen und auf www.yoga-vidya.de finde ich sie leider nicht, aber sie ist in meinem Video, ganz am Ende vor der Rückfahrt zu sehen ;-)). Sie war wie ein Engel, der uns durch diese Stunde führte. Mit souveränen Anweisungen, tollen Assoziationen und einer super strahlenden Art.

In der letzten Yoga Stunde waren Tassia und Nele unsere Lehrer und die haben das auch auf eine echt wohlgefühlige und achtsame Art mit uns durchgeführt. Tolle sanfte Hilfestellungen. Nele habe ich schon seit meiner Ankunft immer barfuß durchs Haus springen sehen und dachte: Oh.. mutig… ich liebe es barfuß zu gehen und erwarte sehnsüchtig wärmere Temperaturen, denn auch wenn es im gesamten Yoga-Vidya Trakt angenehm temperiert und nie kalt war, hab ich mich nicht getraut außerhalb der Yogastunden meine Schuhe und Socken auszuziehen.

Der Schweigeraum

Nach den Yogastunden ist Essenszeit und ich entscheide mich ab dem zweiten Tag für den Schweigeraum. Die Geräuschkulisse und die Unruhe im großen Speisesaal sind mir irgendwie zu viel und ich bin neugierig wie es sich anfühlt, beim Essen nicht zu reden. In meinem Alltag gehört Kommunikation zum Essen irgendwie dazu und wir genießen Geselligkeit während der Mahlzeiten. Obwohl ich weiß, dass dabei die bewusste Nahrungsaufnahme zu kurz kommt und ich mehr esse als notwendig.

Das erste Gefühl im Schweigeraum ist Entspannung, Dann kommt Erleichterung hinzu und der äußeren folgt eine innere Ruhe. Ich genieße es sehr, einfach mit mir zu sein, aber auch, meine Umgebung in dieser Stille wahrzunehmen. Man hört Besteck klappern, Stühle rücken und Salat schnurpsen und sieht konzentriert kauende Gesichter. Ich beobachte aber auch, wie freudlos ein großer Teil der Leute sein Essen verspeist. Manche machen den Anschein als wäre es ein notwendiges Übel statt Gaumenfreude. Für mich sehr befremdlich ist die Art mancher Menschen, die mir am Tisch gegenüber sitzen und es schaffen mich 20 Minuten lang völlig zu ignorieren. Sie schauen in jede Richtung im Raum, mir nur nicht ins Gesicht und das piekert mich an. Wenigstens beim sich an den Tisch setzen wäre doch ein Kopfnicken oder Lächeln schön. Wir gehen ja hier schließlich alle einen liebevollen Yoga-Weg, oder? Schließt das ein liebevolles Miteinander nicht mit ein? Oder erwarte ich zu viel? Und wie war das doch mit den Erwartungen?

Ich frage Gauri, ob die Philosophie des Schweigeraums weitreichender ist und es darin um „überhaupt nicht kommunizieren“ geht und nicht nur um „nicht reden“. Sie erzählt, dass es im Haus Seminare gibt in denen die Teilnehmer angehalten werden, völlig bei sich zu bleiben und nicht in die Außenkommunikation zu gehen. Und jegliche Nichtbeachtung solle man nicht übel nehmen. Aha, das ist ja schon mal interessant. Na gut.

Lektionen

Nachdem ich mir den Rest des Tages darüber Gedanken mache, warum vielleicht einige nicht liebevoll sien können oder wollen und feststelle, dass ich Freude und Lachen bei den Menschen hier vermisse, beschließe ich am Abend, die Dinge einfach so zu nehmen und mich in meiner Freude nicht beeinflussen zu lassen. Die Meister auf den Bildern die in jedem Raum hängen, helfen mir dabei. Sie lächeln und strahlen Wärme und Liebe aus. Und was soll ich sagen, am nächsten Tag begegnen mir viel mehr freundliche und lächelnde Menschen. Ist es das? Sobald ich aufhöre zu bewerten und zu urteilen, sobald ich annehme und akzeptiere, lösen sich die Dinge und verändern sich? Ich freu mich. Wieder eine Lektion praktisch erfahren.

Wer hier Klischees über spirituelle Menschen sucht, wird auf jeden Fall fündig. Lach… Die Frage ist, was entdecke ich, wenn ich nicht auf die anderen sondern auf mein eigenes Leben schaue? Welchem Glaube folge ich und was macht es mit mir und meiner Umwelt? Ich habe für mich schon vor langer Zeit erkannt, wie wertvoll es ist sich für die verschiedensten Lebensmodelle zu öffnen, und für sich selbst wertvolle Dinge aus jeder Situation zu ziehen. Und andere Menschen, egal wie sie sich verhalten oder kleiden oder sonst was, mit Neugier zu betrachten, das kann echt spannend sein. Statt zu schauen was mir nicht gefällt kann ich fragen, was ist da was ich gut finde. Was könnte mein Leben bereichern auch, oder gerade weil es anders ist?

Wieviel Zeit braucht man

Jeder Tag hier fühlt sich anders an. Meine Stimmung schwankt immer wieder mal und ich weiß nicht warum. Gestern dachte ich, ich bin nur 3 volle Tage hier. Das ist viel zu kurz um wirklich völlig abzuschalten. Am zweiten Abend war ich noch voll motiviert alles hier zu nutzen und am nächsten Morgen frage ich mich warum ich wieder um 4.30 Uhr auf meinen Wecker höre und als ich dann aber beim Homa sitze ist alles schön. So geht das mehrere Male hin und her, hindert mich aber nicht daran, meinen Stundenplan einzuhalten und alles zu genießen.

Heute freue ich mich auf zu Hause. Mir fehlen definitiv Umarmungen. Gestern Abend war ich mit Ute bei der Gute Nacht Meditation. Zum Abschied haben wir uns kurz umarmt und da war es, dieses Sehnsuchtsgefühl nach vertrauten lieben Menschen, die man gern und lange und innig umarmt. Na wenn man länger hier ist findet man mit Sicherheit auch Menschen, die gern umärmelt werden. Hin und wieder bin ich nah dran, wenn andere sehe, wie sie sich drücken, zu fragen ob ich auch mal darf. Aber ich trau mich nicht. Ich stelle mir vor wie es wäre, hier zu arbeiten. Oder für 2 Wochen jeden Tag geregelt Yoga und Meditation. Hätte ich nicht mein Leben so wie es ist, mit all den Dingen die so sind wie sie sind und die ich liebe, mit den Menschen, den Aufgaben und Erlebnissen… es wäre eine Option. Aber so wie es ist, möchte ich es gegen nichts eintauschen, sondern nehme nur wertvolle Impulse von hier mit nach Haus.

Und, wie war der Urlaub?

Wenn mich Leute fragen wo ich bin oder war dann sage ich Yoga Urlaub. Trifft es das? Urlaub heißt, raus aus dem Alltag. Es heißt auch entspannen, nicht arbeiten. Passt. Aber irgendwie auch nicht. Denn da wo im Yoga – Urlaub mein Job aufhört, beginnt hier die Arbeit an und mit mir selbst. Jedenfalls für mich. Für viele andere Besucher des Yoga Vidya Zentrums mag es auch Urlaub sein, mit Ausschlafen, Massagen zusätzlich zu den Asana – und Mediationsstunden. Ich fühle mich auf jeden Fall irgendwie entspannt, wenn auch nicht erholt und fahre erkenntnisreich und motiviert zurück. Tauche auf aus dieser anderen Welt und wieder ein in meine und nehme mir ganz viel mit.

Danke

Voller Dankbarkeit für die Tage hier bei Yoga Vidya, die Einblicke und Erfahrungen, für die Übungen und Begegnungen. Dafür dass ich für aufgestanden bin und das Homa-Feuer damit erleben durfte. Dafür dass ich mal alles was meine Arbeit angeht hab sein lassen (bis auf das Fotografieren und Filmen für den Blog ;-)) und mich mehr als sonst auf mich konzentriert habe. Jede Yogastunde, jede Meditation, jeder Vortrag war wertvoll. Vor jeder Yogastunde habe ich den Schweinehund flüstern hören: Ach komm, Du musst doch nicht alles mitmachen, kannst ja auch einfach mal auf der Couch da vor dem Fenster sitzen und lesen oder all Deinen Freunden eine WhatsApp schicken mit ein paar Fotos. Und nach jeder Stunde ging ich da raus und war einfach nur gelöst und mein Körper bedankt sich mit Geschmeidigkeit und Wohlgefühl. Unglaublich.

In jeder Meditation übte ich immer und immer wieder, meine Gedanken kommen und gehen zu lassen, meinen Geist leer zu machen. In den stillen Meditationen im Shivalaya fühlte es sich trotz der Schmerzen danach immer gut an und weckt den Wunsch, weiter zu machen. Mantras singen gehört eh zu meinem „Alltag“ . Und auch wenn unsere Art zu singen mich mehr berührt als das Shanten im Satsang, hab ich mir das Kirtan-Heft gekauft und ein paar Exemplare für meine Freunde mitgenommen, weil die Erklärungen zu jedem Mantra das Verständnis wecken und erweitern.

Auf der Rückfahrt im Zug schaue ich mir die Leute an und frage mich: Wer von denen war schon mal hier im Yoga Vidya Zentrum? Wer kann mit Yoga etwas anfangen? Und ich meine in den meisten Gesichtern lesen zu können, dass Sie nicht zu denen gehören, die diesen Lebensstil bevorzugen oder ihm zugeneigt sind. Ich bin wieder in einer völlig anderen Welt angekommen und tauche auch nachher wieder in eine andere ein. Ich nehme viel mit und wünsche mir, Yoga wieder in meinen Alltag zu integrieren. Das kann doch nicht so schwer sein. Wenn ich es will. Ich denke, die Bequemlichkeit spielt eine Rolle. Und Zeitmanagement. Die eigene Komfortzone zu verlassen ist das größte Hindernis für Veränderungen. Das eingeschliffene Muster unseres Handelns hat solch eine Macht. Die Automatismen, die Gewohnheiten die wir tagtäglich praktizieren, sparen Energie, weil sie so schön eingeschliffen sind. Sie halten uns in einem Fahrwasser welches uns schön dahinschaukeln lässt. Aber wollen wir das? Immer so dahinschaukeln, unbewusst und von gewohnten Mustern bestimmt? Ich nicht (mehr) ! 😉

Mein Vorhaben: Die Yogabücher, die ich zu Hause stehen habe lesen, täglich Yoga und Meditation und sei es nur kurz. Optimum jeden Tag eine Stunde für mich. Denn mein Körper ist mir dankbar, das weiß ich. Und mein Geist auch. Und dann irgendwann mal wieder ein paar Tage im Yoga Vidya Zentrum in Bad Meinnberg, nur für mich.