Felix Meyer – Konzertbesuch die Dritte.
Und ich lerne immer wieder und genieße immer mehr.

Felix Meyer habe ich zum ersten Mal 2012 gehört, als ich mich von meinem damaligen Partner getrennt habe und mir ein Lied ganz besonders in die Seele klang. „Einverstanden“ Es war so ein Gefühl von: nichts ist mehr wie es war, ich weiß auch noch nicht was kommt. Aber irgendwie bin ich einverstanden damit, wie es gerade ist, denn es fühlt sich richtig an. Dieser Song lief Dauerschleife in meinem Player und ich hab mich emotional voll hineinfallen lassen. Ein Konzertbesuch war bisher noch nicht drin.

Lieber CD oder lieber Konzertbesuch?

Konzert von Felix Meyer im Frannz Club BerlinJetzt, ein paar Jahre und Alben später, hab ich endlich mal ein Konzert gebucht. Das neue Album „Die im Dunkeln hört man doch“ hat für mich so eine Kraft in den Aussagen, in der Musik, ich war schon beim ersten Hören total fasziniert. Und ich als Selbertextende schaue auf zu den Textkreationen dieses Künstlers. Zu dem was er da an Gedanken zu Liedern zusammenbaut und musikalisch so intensiv raushaut. Was die Musik angeht, bin ich ein absoluter Kopfhörer-Genießer. Weil ich einfach alles ganz genau und rund in meine Gehörgänge transportiert bekomme und keine qualitativen Abstriche machen muss. Und mit meinen neuen Nura-Kopfhörern, mit denen man ein eigenes Hörprofil anlegen kann, welches die eigenen Hörschwächen ausgleicht, ist hören über Kopfhörer für mich ein großer Genuss. So dass ich völlig abtauche. Manchmal steht meine Schatz in der Wohnung vor mir (ich höre meist beim Aufräumen und Sortieren) und ich erschrecke mich wahnsinnig, weil ich mit den Dingern auf den Ohren in einer völlig anderen Welt unterwegs bin.

Genießen vs. Lernen Hören vs. Fühlen

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinNaja und daher brauche ich jetzt Konzerte nicht unbedingt, um die Musik zu genießen, sondern eher um zu checken was bei den Kollegen da auf der Bühne so abgeht. Was sie machen, wie sie es machen, was sie transportieren, was bei mir und den Menschen ankommt, wie die Leute reagieren, wie sich das Publikum über den Abend verhält, was der Tontechniker so macht. Ihr seht, ein Konzertbesuch ist für mich meist eher Schule und Lernen. Aber auch Genuss, klar. So im letzten Drittel. Wenn ich alles abgecheckt und mich beruhigt habe, falls ich mal wieder in Tränen ausbreche. Weil die Sehnsucht nach dem was da auf der Bühne mit einer Band passiert so groß ist, dass ich es kaum aushalten kann und weil ich da noch nicht angekommen bin.

Vor jedem Event ein Vorgeschmack

An diesem Abend sind wir im Frannz Club in der Kulturbrauerei Berlin. Letztens waren wir auf dem Gelände zu einem Vortrag von Veit Lindau. Und vorher waren wir im Feel Seoul good, einem veganen Restaurant, welches ich nur empfehlen kann. Seit ich meine Ernährung umgestellt habe auf vegetarisch (mit ab und zu mal Fisch) und veganer Annäherung, bin ich einfach gern in Berlin zum Essen. Denn leider ist bei uns in der „Provinz“ (ich liebe unsere Provinz trotzdem, lach) noch nicht diese Vielfalt an veganen und vegetarischen Speisen zu finden, die man in den Großstädten angeboten bekommt. Obwohl ich kein Fan von Gerichten bin, die in veganer Form den „normalen“ Gerichten nachgebaut werden, so hin und wieder ist es genussvoll für mein verfressenes Seelchen, wenn ich Glasnudeln aus Süßkartoffeln und Medaillons (die ein bisschen nach Rind aussehen und schmecken ) aus Soja genießen kann, die mir ein Gefühl von einem “warmen Abendbrot“ vermitteln, ohne dass ich dafür Fleisch oder Teigwaren konsumieren muss.

Lieber im Sitzen

Vegan essen in Berlin - Feel Seoul GoodVegan essen in Berlin - Feel Seoul GoodVegan essen in Berlin - Feel Seoul GoodOkay, zurück zu Felix. Wir sind zeitig genug im Club, so dass wir einen der gaaanz wenigen Sitzplätze ergattern. Ich mag ja eher Konzerte mit Sitzmöglichkeiten. Wo ich meinen Platz habe, von dem aus ich in Ruhe beobachten und genießen kann. Ich hab mir auch extra ein kleines Fernglas gekauft für jeden weiteren Konzertbesuch (welches ich heut aber leider vergessen habe) um das Geschehen auf der Bühne auch ganz genau verfolgen zu können. Aber heut ist eher Stehplatz das Thema, mit ein paar Möglichkeiten zum Beine ausruhen. Bis Konzertbeginn ist noch Zeit und ich ringe mich dazu durch, mal wieder eine Story auf Instagram zu bauen. Merke aber wieder wie es mich nervt, auf meinem Handy rumzutippen, diese kleine Symbole anzuordnen, so dass es nach meinem fotografischen Empfinden ansehnlich ist und .. ach egal.. anderes Thema…

So geht Publikum

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinDer Raum füllt sich. Bin gespannt wie viele Leute kommen bzw. reingelassen werden. Am Ende sind es nur so viele, dass ich ohne Gedränge den Weg zur Bühne und zur Bar gehen kann. Angenehm. Auch die Leute. Nettes Publikum. Als ich später mal vor zur Bühne gehe, meckert keiner, dass ich mich einfach durchwurschtle, um den Felix von ganz nahem zu sehen. Alle total entspannt. Wow! Das wär auch mein Wunschpublikum. Ich frag mich eh die ganze Zeit, ob das Publikum von Felix Meyer auch das von Clara sein könnte. Also jetzt nicht mit der Popmukke, aber mit meinen geplanten Chansons vielleicht? Naja… da fehlt mir einiges was die Musik angeht. Z.B. die treibenden Rhythmen und eine Live-Band. Aber inhaltlich ist dieses Publikum ja auf Tiefe aus und scheut sich nicht, anspruchsvollen Texten zu lauschen.

Wohnzimmergefühl

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinFelix kommt auf die Bühne, wird freudig begrüßt und legt los. Erstmal 2 Titel ohne Moderation. Dann erzählt er zwischendrin immer mal wieder etwas aus seiner Musikervergangenheit oder wie seine Songs entstanden sind. Das macht so ein Live Konzert aus. Dass man mehr erfährt, als auf der CD bzw. auf Spotify. Felix Meyer ist dabei super geerdet, unaufgesetzt und sympathisch. Er wirkt auf der Bühne als würde er einen Abend mit seinen Freunden in einem Wohnzimmer musizierend verbringen. Kein Bühnengehabe, keine Show Attitüden. Das bestärkt mich darin, dass ich das auch so machen möchte. Einfach ich selbst sein, trotz Publikum. Nichts obendrauf setzen, weil man ja auf einer Bühne steht.

Große Anerkennung und kleines Manko

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinAls ich vorn stehe, beobachte ich die Musiker und es ist wundervoll zu sehen wie sie, jeder für sich Freude mit ihren Instrumenten haben und doch gleichzeitig absolut harmonisch miteinander spielen. Da kommt einfach ein so seliges Gefühl und ein runder Sound von der Bühne, zu dem mit Sicherheit der Tontechniker auch einen wichtigen Teil beiträgt. Dennoch gibt es eine Sache die schade ist. Und das ist die Textverständlichkeit. Ich bin ja vorbereitet, weil ich das Album schon oft gehört habe. Aber mein Schatz z.B. kennt nur 2 Lieder, die ich mal vorgespielt habe und ansonsten keine Inhalte. Für ihn ist es einfach blöd, dass er kaum etwas versteht von den Vocals. Und auf Dauer trägt auch der gute Sound der Band nicht über das gesamte Konzert. Selbst mir, obwohl ich die Texte kenne, fehlt es, dass ich den Geschichten heute Abend lauschen kann. Bei manchen Liedern ist es okay. Da wo nicht ganz so viel Text in eine Zeile gebaut ist und bei einigen langsamen, aber die meiste Zeit vermisse auch ich die Verständlichkeit. Mmmh… Woran liegt das? Am Gesangsstil, an der Lautstärke des Mikros? Mich interessiert ob es anderen auch so geht. Aber ich hör erstmal auf drüber nachzudenken.

Musik die bewegt

Bei den schnellen Songs sehe ich (da wir ganz hinten sitzen) eine zappelnde Menge vor mir und merke, dass ich mit meinen Vorlieben nicht so ganz in die Masse passe. Ich sitze gern, lausche, bewege mich relativ wenig. Komisch eigentlich, wo ich doch total gern tanze. Aber auf Konzerten irgendwie nicht. Da bin ich so auf den Künstler und das Zuhören fixiert, dass mein Körper die meiste Zeit völlig regungslos bleibt. Neben mir beobachte ich eine junge Frau, die sich völlig ihren Gefühlen hingibt. Das sieht so schön aus. Sie folgt einfach dem Rhythmus, lässt sich bewegen. Ich möchte sie immerzu anschauen.

Beobachten und Spüren

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinÜberhaupt macht es Spaß alles zu beobachten und ich merke einmal mehr, ich bin gar nicht wegen der Musik hier. Wie schon gesagt, höre ich die ja am liebsten astrein über Kopfhörer. Ich bin neben dem abchecken der Dinge, die für mein Business interessant sind auch hier, um zu fühlen, was drum herum passiert. Die Stimmung, die Reaktionen, die Schwingungen die man eben nur spürt, wenn Menschen sich bei einem Konzertbesuch zusammenfinden. Welche Energien dabei entstehen, wenn Musik vom Künstler direkt zum Publikum transportiert wird.

Manchmal wird es mir akustisch zu eng. Wenn z.B. die Masse in einem ganz bestimmten Rhythmus klatscht. Da kommt in mir so ein Gefühl von „Gefahr“ auf. Das hat so eine Kraft , so eine Macht, die mir unheimlich ist. Vor allem wenn die Musik dann aussetzt. Das passiert aber nur bei so „marschartigem“ Klatschen, nicht bei Latino Rhythmen. Da hat es eher immer eine Leichtigkeit.

Miteinander Musik erleben

Und eins ist absolut der Hammer. Wenn die Masse im Chor mitsingt. Immer wieder erfahre ich die Kraft dieses Miteinanders, das ist irre. In meinem letzten eigenen Konzert durfte ich das erleben, auch wenn es nur 35 Leute in unserer Galerie Bühne waren, die mit einstimmten. Das Gefühl ist unbeschreiblich verbindend. Vor allem bei meinem Song „Meine Politik“ und dann auch bei „Glückliche Menschen”. Gänsehaut wenn ich dran denke 🙂 .

Die Bühne teilen

Konzert Felix Meyer im Frannz Club BerlinEin Punkt, den ich bei meinen Konzerten auch umsetzen möchte und auch schon gemacht habe ist, andere Musiker für einen Gastauftritt auf die Bühne zu holen. Das bringt Abwechslung und man kann auf andere tolle Projekte hinweisen. Felix hatte dafür Maike Rosa Vogel als Co Songwriterin auf der Bühne und Dirk Zöllner. Für mich war interessant, wie es wirkt, wenn ich selbst im Publikum bin und neben dem Künstler, für den ich eine Karte gekauft habe, etwas Zeit für andere Künstler verschenkt wird. Und es ist glaub ich eine Frage der Dosis, die es am Ende als Bereicherung empfinden lässt. In diesem Fall war es gut dosiert. Nicht zu lang und gerade so, dass man entscheiden konnte, ob man sich die anderen Künstler auch mal bei Spotify auf die Playlist setzt.

Konzerte sind eben anders

Auf jeden Fall ist es immer schön, wenn im Konzert etwas dargeboten wird, was anders ist als auf der Platte. Das erfahre ich oft von meinem Publikum und das empfinde ich auch so, wenn ich als Zuhörer vor Ort bin. Für mich persönlich ist es auf Dauer einfach auch spannender, wenn ich mal was anders mache als immer nur die 15 Songs vom Album zu spielen. Felix spielt mit seiner Band dann auch einfach mal ein paar Stücke unplugged, so wie früher auf der Straße. Sehr cool. Ich wäre ohne mein Mikro völlig augeschmissen, lach….

Da will ich hin

Eins ist mir auch klar geworden. Ich möchte viel besser werden. Vor allem instrumental. Mein Klavierspiel ist noch so weit entfernt von virtuos wie… ach egal… Üben heißt das Zauberwort… und dann will ich im Frannz Club auftreten 🙂 … und mal eine  Song gemeinsam mit Felix Meyer schreiben und singen… 🙂 🙂 🙂