Was mich glücklich macht? Genau solche Abende voller Empfindsamkeit, Achtsamkeit, Musik und mit ganz viel Raum für das was ich gern erzählen möchte. Die Bunte Bühne ist der Auftakt für neue musikalische Wege.
Die kleine feine “Bunte Bühne” in Lübbenau
Wir sind schon um 16 Uhr in dem kleinen Theater in Lübbenau um uns dort für den Abend einzurichten. Die Bunte Bühne ist übrigens ein ganz wundervoller Platz um Konzerte zu geben. Eine schöne Bühne, Technik und Techniker vor Ort, tolle Garderobe, heimelige Atmosphäre, liebe Menschen, gute Anbindung für externe Besucher und ein vielfältiges Programm. Ich bin echt gern hier und freue mich sehr auf den Abend.
Genug Zeit für alles bringt Wohlgefühl
Normalerweise versuche ich immer, an allen Ecken Zeit rauszuschinden und nicht zu zeitig loszufahren weil ich oft eh nicht pünktlich fertig werde mit allem was vorher noch sein muss. Aber heute passt alles. Wir sind zeitig da, haben ganz viel Zeit zum Aufbauen. Katja und mein Schatz helfen dabei bzw. machen den größten Teil, während ich mit meinem Selfie Stab durch die gegend düse und für Euch noch auf Bilderjagd für den Blog gehe. Ich hab fast ein schlechtes Gewissen. Katja kümmert sich liebevoll um unsere Gitarren, schließt sie an und stimmt sie. Mein Schatz stellt die Kameratechnik auf. Unser „Paul“ bekommt einen Platz auf der Bühne. Wer Paul ist? Das ist unsere Virtual-Reality-Kamera, mit der sich mein Mann seit ein paar Monaten intensiv beschäftig und welches sein neuestes Kreativprojekt wird.
Videos vom Auftritt sind echt wertvoll
Paul zeichnet das Geschehen so auf dass man denkt man wäre mittendrin wenn man sich später mit einer VR-Brille das Video anschaut. Wir haben schon ein Musikvideo auf diese Weise für mich abgedreht. Das ist eine super Art mit dabei zu sein. Außerdem filmen wir noch ganz normal für mich zum Selbstcheck. Man kann sich super über Filmmaterial analysieren und das hat mir schon oft geholfen meine Bühnenaktivitäten zu optimieren. Es ist nicht immer schön, man sieht auch Dinge die man nicht mag, aber so habe ich die Chance sie zu verändern. Und wenn was Tolles dabei ist, habe ich Material für alle die nicht dabei sein konnten. Am Ende dieses Artikels hab ich für Euch das Konzert zusammengefasst. Ihr könnt aber auch gern mal auf meinem Youtube Profil vorbeischauen und wenn Ihr kein Video verpassen wollt, dann abonniert gern meinen Kanal.
Soundcheck-check-check – Je vielfältiger die Musik desto länger der Check
Matthias Härtig, Schauspieler vom Sachsendreyer ist heute Abend unser Techniker. Wir gehen Stück für Stück alle Positionen durch. Tja als ich nur zu Playbacks gesungen habe, ging das alles ganz schnell. Jetzt haben wir 3 verschiedene Stationen mit 2 Mikros, einem Klavier und 2 Gitarren abzustimmen und soundzuchecken. Das muss man einkalkulieren und geduldig sein. Ich träume ja davon irgendwann mal mit einer Band zu touren. Und meine Gedanken schweifen ab wie das dann wohl wird. Schöne Vorstellung… … … aber zurück zum heutigen Abend!
Jetzt müssen erst mal Batterien gewechselt, Kabel verlegt, Noten platziert, Stühle und Mikrofonständer positioniert und Klang und Lautstärke eingestellt werden. Das Schlimmste in solchen Situationen sind irgendwelche Knallgeräusche, Brummtöne oder Zerrungen die auftreten und die man nicht zuordnen kann. Wir haben Glück. Das einzige Problem was wir haben sind Frequenz Überlagerungen meines Mikros und das lässt sich lösen. Ansonsten scheint alles zu funktionieren.
Freunde und Familie sind Lampenfiebermultiplikatoren
Danach mach ich mich auf in den Backstagebereich. Die Bunte Bühne hat direkt hinter der Bühne einen Gang der hinunter zu den Künstlergarderoben führt. Sehr praktisch und sehr gut ausgetattet mit Spiegeln und eigenem WC. Dort werde ich jetzt erst mal meine Lockenwickler abschnallen und mein Gesicht in Bühnenoptik bringen. Gegen 19 Uhr kommen die Gäste und ich begrüße meine Familie und Freunde die sich angekündigt haben und ich freue mich mehr und mehr auf das Konzert. Für mich ist es immer emotional anstrengender wenn ich vor Bekannten singe und spiele als vor Fremden. Ich weiß auch nicht warum, aber da bin ich viel aufgeregter.
Vorhang auf
Es ist soweit. Ich stehe hinter dem Vorhang und die Bunte Bühne wird zu meiner Bühne. Ich warte darauf dass ich anfangen darf. Irgendein Künstler hat mir mal gesagt man solle wenn man aufgeregt ist mit den Armen eine Acht beschreiben und mit dem Blick folgen, das würde die linke und die rechte Hirnhälfte miteinander verknüpfen und die Nervosität senken. Ich versuch’s mal. Hilft nicht. Na gut… Und schwupps.. huch.. da läuft ja schon der erste Song und ich muss mich sputen zu meinem Mikrofon zu kommen. Ich schlüpfe durch den Vorhang. Passt alles. Los geht´s.
Lage checken und loslegen
Während ich singe, analysiere ich kurz wie meine Aufgeregtheit sich auf meine Stimme auswirkt und bin ganz glücklich dass ich alles im Griff habe. Dann kann ich ja auch mal ein bisschen in die Menge schauen wer da alles sitzt, die vorhin noch nicht da waren. Das sind doch einige Überraschungen. Liebe Freunde die ich lange nicht gesehen habe, die mir sehr nah sind und von denen ich nicht erwartet habe dass sie heut dabei sein werden. Kolleginnen, die selber auch auf der Bühne stehen und mit denen ich befreundet bin, was unheimlich wertvoll ist weil man aus dem Konkurrenzdenken und – fühlen heraustritt und miteinander Musik erlebt.
Mit Kloß nix los auf der Bühne
Ich bin für einen… nein zwei.. oder vielleicht sogar 5 Momente total ergriffen und muss mich beherrschen um singen zu können, denn das geht im Moment gerade gar nicht. So einen Kloß habe ich im Hals. Aber nicht vor Angst und auch nicht nur weil interessierte und liebevolle Menschen vor mir sitzen. Sondern weil ich gerade das Gefühl habe es ist so richtig. Es ist mein Weg und ich habe ihn angetreten. Und das ist eine Station. Ja ich habe vor 5 Jahren schon mal als Clara hier gesessen und die Bunte Bühne mit meinen Liedern betönt, aber dann habe ich den Weg wieder verlassen weil ich noch nicht mutig genug war, ihn konsequent zu gehen. Und jetzt bin ich so in Fahrt dass es sich anfühlt als könne mich nichts mehr aufhalten endlich Clara zu werden und zu sein. Und das macht mich so glücklich und rührt mich zu Tränen.
Die erste Herausforderung am Abend
Der erste Song ist eigentlich nur der Stimmcheck. Eine lockere Eröffnung, eine seichte Einstimmung auf die Themen die noch folgen. Und der zweite Song ist gleich eine Herausforderung. Noch nie live gesungen, das erste Mal mit Gitarrenbegleitung von Katja, nicht halb so viel geprobt wie die anderen Stücke, aber ein Muss. Denn er ist mein Herzenssong des Abends weil er beschreibt warum ich hier stehe und singe. Und als ich währenddessen eine Freundin das Taschentuch zücken sehe weiß ich, dass meine Botschaft angekommen ist. Auch wenn ich mich sehr konzentriere und versuche ganz und gar bei mir und meinem Gesang zu bleiben.
Die erste Annäherung an das Publikum
Das erste Viertel meines Programms ist ein Antasten an mein Publikum, ein Hineinspüren wie sie das was ich von mir gebe an- und aufnehmen. Hin und wieder versuche ich den Applaus zu analysieren und lasse es wieder, weil ich es eh nicht klar deuten kann. Ich weiß nur, dass ich mich wohl fühle. Ich fühle mich so sicher dass ich ganz oft die Augen schließe um selbst in die Musik einzutauchen und meine Songs zu genießen. Am schönsten ist es, wenn ich das was ich singe auch fühle.
Gefühle zulassen ist großartig, nur nicht so einfach im Konzert
Leider muss ich diesmal bei einem Song diese Gefühle etwas runterfahren. Meine Freundin, für die ich den Song „Das Beste“ geschrieben habe, sitzt auch im Publikum. Und jedes Mal wenn ich das Gefühl zulasse was diesen Song erschaffen hat, merke ich, wie mir die Tränen in die Augen schießen und meine Stimme nach hinten rutscht. Noch dazu sehe und fühle ich was sie fühlt und gerade jetzt wo ich das schreibe kommen mir die Tränen. Wahrscheinlich die aufgestauten Gefühle von gestern Abend. Es ist gleichzeitig schwierig und wundervoll weil ich es liebe das zu fühlen was ich singe. Gerade in einem so intimen Konzert.
Eintauchen und fühlen, versinken und berühren
Versinken und hineintauchen möchte ich heute Abend bei vielen meiner Songs. Aber nicht nur weil ich meine eigenen Lieder gern erlebe, sondern auch weil das Publikum mit seinem spürbaren Wohlwollen es mir erlaubt ganz ich selbst zu sein und meine Gefühle und Gedanken vor ihnen auszubreiten. In der Luft liegt eine Aufmerksamkeit die ich aufsauge und für die ich so unendlich dankbar bin. Sie legt sich in jede Lücke des Raumes, füllt ihn aus und es entsteht eine Entspanntheit in der ich einfach bin. Ich bin Musik.
Nicht mehr abholen, sondern geben
Noch im vorigen Jahr bin ich aufgetreten um die Menschen zu unterhalten und der Applaus war meine Belohnung dafür dass ich es gut gemacht habe. Heute trete ich an um etwas von mir zu geben. Um zu berühren und eventuell den Ein oder Anderen an seinen Herzensweg zu erinnern. Und das was mir die Menschen nach meiner Vorstellung sagen gibt mir das Gefühl, dass ich damit erfolgreich bin. Und auch ich habe das Gefühl.
Was ist Bescheidenheit?
Jenny Theiler, eine ganz wundervolle Volontärin bei der Lausitzer Rundschau die mich schon bei einem meiner Gartenkonzerte journalistisch begleitet hat und die ein ganz liebenswerter warmherziger und offener Mensch ist sagt, das klingt so bescheiden. Ich kann es gar nicht wirklich einordnen. Ist das bescheiden? Es ist glaub ich einfach eine Lebenseinstellung geworden. Ich möchte nicht geben um zu erhalten. Ich möchte geben weil ich es möchte. Und ich möchte nichts mehr bezwecken wollen. Ich will einfach bei mir sein und tun was sich gut anfühlt. Klar wünsche ich mir eine Resonanz und klar ist es toll wenn ich ein Feedback erhalte. Aber ich will es nicht erwarten und mir den Applaus abholen. Ich bin einfach nur da um zu singen und zu erzählen. Was ich hier mit „geben ohne zu erwarten“ beschreibe heißt nicht, dass ich Konzerte gebe ohne dafür Geld zu nehmen. Es ist mein Job, ich lebe davon, also möchte ich dafür bezahlt werden. Dieses Geben und nicht Erwarten bezieht sich auf das Publikum was in diesem Moment vor mir sitzt und bereit ist mir zuzuhören.
Unterstützung ist so wertvoll
Jenny schreibt einen Artikel über meinen Auftritt hier und ich freue mich drauf. Sie hat das schon einmal für mich gemacht und es war wunderschön was und wie sie es geschrieben hat. Und wenn man dann noch das Gefühl hat und weiß, sie ist nicht nur wegen ihrer Arbeit hier, sondern weil es ihr Freude macht Kultur zu erleben und auch mir zuzuhören ist das einfach bereichernd. Und ich bin dankbar dass sie mich mit ihrer Arbeit aber auch als Mensch bei meiner Arbeit unterstützt. So wie alle die heute dabei sind und meine Gedanken und Gefühle in ihre Köpfe und Herzen lassen. Den Artikel könnt Ihr entweder direkt bei der Lausitzer Rundschau online lesen, oder hier wenn Ihr auf die Bilder klickt.
Seelenstriptease
Bei manchen meiner Lieder, die ich heute zum ersten Mal öffentlich präsentiere habe ich während ich singe plötzlich das Gefühl ich wäre völlig durchsichtig und nackt. Mir wird bewusst, wieviel ich von mir preisgebe in dem was ich in meinen Liedern beschreibe. Aber dadurch dass ich mich selbst damit konfrontiere habe ich nicht das Gefühl angreifbar zu sein. Jedenfalls nicht heute hier in diesem Raum. Es ist als wäre trotz der Themen die auch mal über moralisches Verhalten hinausgehen eine Achtung im Raum und das macht mich stark. Ich beschreibe ja nur Dinge die nun mal da sind. Die passiert sind. Ob sie gut sind oder nicht. Ohne Wertung. Und jeder darf seine ganz eigene Meinung dazu haben. Und wer verurteilen möchte darf das tun. Wer nicht darüber nachdenken möchte muss es auch nicht tun. Ich persönlich möchte drüber nachdenken. Aber ich möchte nicht mehr bewerten und beurteilen. Weder mich noch andere. Ich möchte betrachten und in Frage stellen, beschreiben und erzählen.
Ein guter Schritt ins Clara werden
Die Bunte Bühne und dieser Abend hier waren der beste Start dafür. Für weitere Konzerte, für mehr Sicherheit wenn ich am Klavier und mit der Gitarre musiziere. Dafür dass das was ich zu geben habe auch von anderen verstanden und wertgeschätzt wird. Dass ich auf meinem richtigen Weg bin, der sich nicht nur für mich gut anfühlt. Und ich danke allen die bisher dazu beitragen und beigetragen haben. Ich danke für jedes kleine Feedback, fürs Zuhören und Mitfühlen und ich bin trotz einiger kleiner Verspieler und Textaussetzer zufrieden mit mir. Ich habe nichts gewollt, einfach gemacht und bin so belohnt worden. Und die ganzen Konzertvorebereitungen haben sich wirklich gelohnt.
Dieser Abend bestätigt mich trotz aller Marketingstrategien und Vorhaben, dass eine gewisse Absichtslosigkeit, die sich in ein Tun ohne “Bewirkenwollen” transformiert, das wundervollste Feedback hervorruft und mich zu meinem Ziel bringt, Menschen zu berühren. Danke!!!
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