Vor einem Jahr war ich mit meiner Mami für 3 Tage in Berlin. Sozusagen als Mutter-Tochter-Zeit zum Muttertag. Denn Zeit miteinander zu verbringen sind für mich die schönsten Geschenke.

Gebucht hatten wir eine Leser-Reise über die Lausitzer Rundschau. Erst jetzt hab ich es geschafft alles aufzuarbeiten und zu veröffentlichen. Vielleicht ermutigt es Euch ja, so einen kleinen Trip mit Eurer Mami oder der Familie zu machen. Egal ob zum Muttertag oder einfach so als Mutter Tochter-Zeit oder auch Mutter-Sohn-Zeit.

Mit Bus und Bahn geht´s zur IGA

Clara unterwegs- Mit Mami zum MUttertag auf der IGA

Will ich das wirklich? Ja ich will.

Als meine Mama mir eröffnet, sie möchte mal zur IGA, denke ich, ja klar, sie läuft gern und guckt sich gern Blümchen an. Mein Ding ist das nicht. Blümchen okay, aber spazieren gehen… Mmmhh…. Aber da sie keinen findet mit dem sie nach Berlin fahren kann, bzw. der keine Angst hat in Berlin zu fahren, egal ob mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, höre ich mich sagen: Na wollen wir beide fahren? Und im nächsten Moment frage ich mich: Will ich das wirklich? 3 Tage Berlin mit meiner Mama und einer internationalen Gartenausstellung. Wo ich doch sooo ein Gartenfreund bin. Ja, bin ich. Aber nur wenn ich meine Anlage dort aufbauen und in einem schönen Ambiente singen und ein Gartenkonzert geben darf. Aber sonst? Ich denke mir, okay, wir verbringen Zeit miteinander, das ist gut. Und die IGA, naja… kann man sich ja mal anschauen. Auch wenn ich gar nicht weiß was mich erwartet.

Emotionale Nacht

Halb acht. Der Wecker klingelt. Ich bin noch müde und wie gerädert, aber froh dass diese geräuschvolle und unruhige Nacht vorbei ist. Ich denke noch an die traurige Nachricht vom Tod unserer Freundin, die mich am Abend erreicht hat und rapple mich mit dem Satz “Das Leben geht weiter“ wie ferngesteuert auf. 8.30 Uhr, das Frühstückbuffet fegt jegliche Müdigkeit wenn auch nicht die Traurigkeit weg. Aber ich bin hier… mit Mami und wir werden die Zeit genießen. Man weiß ja eben nie wieviel man noch miteinander hat.

Clara unterwegs- Mit Mami zum Muttertag auf der IGA

Clara unterwegs- Mit Mami zum MUttertag auf der IGA (20)

Clara unterwegs- Mit Mami zum MUttertag auf der IGA (20)

Und das Leben geht weiter

Ich genieße Bio-Ziegenkäse, Lachs und einen orientalischen Kichererbsen Salat, sowie Assam mit Honig und Milch. Ein typisches Hotelfrühstücksgetränk für mich. Ich habe mal 6 Wochen lang in einem Maritim – Hotel an der Bar gesungen und jeden Morgen genau diese Mischung genossen. Kennt Ihr das auch, wenn bestimmte kulinarische Erlebnisse mit einer ganz bestimmten Zeit, einem besonderen Ereignis bzw. Gefühl verknüpft sind?  Ronnefeld Assam und Maritim sind bei mir eine erinnerungsreiche Kombi. Und IGA und Mami als wertvolle Mutter-Tochter-Zeit werden es bestimmt auch

Provinzlinge in der Großstadt

Die Bedienung beim Frühstück ist ausgesprochen freundlich und angenehm natürlich und locker, nur der Gesamt – Geräuschpegel ist kantinenartig hoch. Aber okay. Mit meiner Mama ist Ausgiebigkeit eh nicht das Thema. Sie ist immer schnell satt und ich will sie nicht ewig sitzen lassen während ich noch genieße. Also machen wir uns bald auf den Weg. Wir fahren mit der S-Bahn, dann U-Bahn und Bus. Die erste S-Bahn lassen wir sausen, weil ich nicht sicher bin ob das die Richtige ist. An der Abfahrts-Tafel steht etwas anderes als in meinem Plan. Und dann stelle ich an mir selbst fest dass ich aus der Provinz komme. Von da wo alles etwas einfacher gestrickt ist mit den Wegen und ich merke dass ich die Verkehrslogik hier einfach noch nicht geschnallt habe.

Natur pur auf der IGA
Großstadt wirkt auf Provinzling

Bisher hab ich es immer nur an Mami gemerkt, die immer wieder über Dinge staunt, die hier in der Großstadt anders sind als in unserem 10.000 Einwohner-Heimatstädtchen. Naja auf jeden Fall sind wir uns einig, dass wir hier nicht leben möchten. Es ist so easy zu Hause. Kurze Wege, ruhige Straßen, klarere Luft, Hektik nur wenn man sie sich selbst macht und Menschen die nicht wie fremdgesteuert wirken. Während wir durch die Straßen laufen sehe ich manchmal wie übergeordnet auf die Menschen, die hier in einem Strom durch diese künstlich erschaffene Welt ziehen. So völlig herausgelöst aus einem natürlichen Umfeld. Diese Absurdität… Städte bauen, die Natur entfernen und dann mitten in der Stadt einen neuen Garten errichten. Womit wir wieder bei der IGA sind. Unserem Vorhaben weshalb wir uns in diese Welt hier stürzen.

Hinterwelt lässt grüßen

Menschen die in Berlin leben und sich hier total eingefunden haben sagen jetzt bestimmt, ich hab einen an der Waffel, oder ich komme aus der Hinterwelt. Ja irgendwie schon. Fragt sich welches die realere oder gesündere oder bessere Welt ist? Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Wir sind gern mal hier, freuen uns aber auch wieder auf unsere Provinz. Da wir heute hier keinen Termin haben und uns beeilen müssen, bleiben wir entspannt und warten auf die nächste Bahn.

Konfrontation mit dem anderen Leben

Konfrontation mit der anderen Welt

Konfrontation mit der anderen Welt

Konfrontation mit dem anderen Leben

In der Wartezeit bedrängen uns junge Mädchen die uns anbetteln. Mit flehendem Blick kommen sie ungemütlich nah und bitten um Geld. Ich fühle mich schlecht weil ich nicht bereit bin, ihnen was zu geben. In meinem Kopf erwachen die Geschichten von Banden die die Jüngsten ärmlich gekleidet rausschicken um Geld ranzuschaffen und an der nächsten Ecke warten sie im dicken Benz um es ihnen abzunehmen. Keine Ahnung ob es stimmt. Ich beobachte die Mädchen. Sie gehen offensiv auf die Leute zu und treten ans sie heran, dass man gar keine Chance hat sich abzuwenden. Sie wirken abgestumpft und berechnend und ich fühle mich mehr und mehr bedrängt und bin unsicher. Mir tut ein Euro nicht weh, aber helfe ich ihnen damit weiter? Oder bediene ich nur ein Lebensmodell?

Kann man diese Welt verstehen?

Auf der Fahrt nach Berlin wollte uns an einer Kreuzung eine Frau unbedingt die Scheiben putzen. Ein Nein wurde nicht akzeptiert, sie begann einfach die Scheibe einzuseifen. Und als sie den Euro in der Hand hatte, hielt sie es nicht für nötig die andere Hälfte der Scheibe auch zu reinigen sondern zog sofort zum nächsten Auto weiter. Da kommt man sich so verarscht vor. Ich möchte gern wissen was in den Menschen vorgeht um sie zu verstehen. Wie schlecht geht es ihnen… was denken und was fühlen sie….? Das ist ein Thema mit dem wir bei uns weniger konfrontiert werden. Mit Obdachlosen, Bettlern … wir sind noch nicht so immun bzw. abgehärtet. Ist das gut oder nicht? Ich weiß es nicht.

wir durchschreiten das Tor zur IGA und tauchen ein in eine ganz andere Energie

Die Blumen machen mich ganz benebelt

Clara unterwegs- Mit Mami zum MUttertag auf der IGA - ein Luxus

Und noch eine andere Welt

Wir sind jedenfalls auf dem Weg zu unserem Ausflug, der sicher nicht lebensnotwendig ist. Eine Art Luxus, den wir uns leisten und leisten können. Und auf dem Weg begegnen wir auch netten Menschen, die uns bereitwillig lotsen. Weil wir Provinzlinge mit dem BVG-Plan nicht so wirklich zum Ziel gelangen und zwischen U-Bahn und Bushaltestelle hin und her irren. Aber wenig später durchschreiten wir das Tor zur IGA und tauchen ein in eine ganz andere Energie. Wir fahren mit der Seilbahn einmal quer über die Ausstellungsfläche und im ersten Moment denke ich… Mmmhh… was ist denn daran nun besonders? Es ist alles grün und man sieht abgesteckte Areale, Wald, Wiesen, Blumen und ein paar Hallen.

Wir tauchen ein und sind einfach da

Wir laufen los und lassen uns treiben. Ohne große Absicht und auch nicht auf der Suche. Super Ausgangsposition finde ich. Das Gelände ist so groß und zu Fuß an diesem Tag gar nicht zu bewältigen. Jedenfalls nicht in unserem Tempo und mit unserer Puste. Wir durchschreiten als erstes die Gärten der Welt und lassen die Architektur auf uns wirken ohne etwas darüber zu wissen. Ich bin nicht so der Informationshascher. Und schon gar nicht merke ich mir das was man mir über die Dinge erzählt bzw. was ich eben gelesen habe, wenn ich es dann mal tu. Ich mag es lieber einfach da zu sein. Mit allen Sinnen, zu erspüren was ein Ort mit mir macht. Und meine Mami macht mit. Sie sieht manchmal Dinge die ich gar nicht wahrgenommen habe. Echt schön.

Wir tauchen ein und sind einfach da

Auftanken an der Natur

Und würdigen den Moment und was dahintersteckt

Und würdigen den Moment und was dahintersteckt

Für mich beginnt hier gerade ein Tag voller guter Energie. Dieser Park, ich nenne es jetzt mal so, ist ganz sicher kein Ort an dem ich mich für meinen zukünftigen Garten weiterbilden werde oder in dem ich den Gartenbau anderer Kulturen studiere. Er ist einfach eine Oase voller Grün, voller Farben, voller Natur. Und von mir aus müssten die ganzen Schildchen mit den Blumennamen da gar nicht stehen. Es ist mir völlig egal wie die Pflanzen heißen. Ich finde sie einfach nur schön. Alles ist so wundervoll angelegt. Man kann nur erahnen welche Arbeit darin steckt. Ich kann nicht ermessen mit wieviel Energie und Kreativität diese Natur- und Kulturlandschaft entstanden ist. Ich kann sie nur würdigen in dem ich verweile, sie aufmerksam betrachte und das schöne Gefühl genieße.

Auftanken an der Natur

An einem Tulpenmeer bleibe ich stehen und kann mich gar nicht satt sehen. Ich möchte fliegen können und zwischen diesen leuchtenden Farben schweben und mich daran auftanken. Da das mit dem Fliegen nicht klappt, lege ich mich daneben auf die Wiese und genieße die Leuchtkraft. Ich möchte gar nicht aufzählen was man alles sehen kann, dazu gibt es die Webseite der IGA mit allen Einzelheiten. Ich kann nur das Gefühl versuchen weiter zu geben, welches man hat wenn man diese Flora auf sich wirken lässt. Ganz nebenbei werde ich zum Blümchenknipser und freu mich ein paar kleine Erinnerungen festzuhalten, die nicht annähernd so schön sind wie in echt.

eine Oase voller Grün, voller Farben, voller Natur

eine Oase voller Grün, voller Farben, voller Natur

ein Tag voller guter Energie

Zuviel Schönes für einen Tag

Nach 4 Stunden sind wir erst mal platt. Die Sonne brennt und macht mir ein rotes Gesicht. Hab ich mal wieder unterschätzt. Wir stehen an dem großen Plan und schauen was wir noch nicht gesehen haben und was vorzugsweise ganz in der Nähe ist. Da ist viel was noch Aufmerksamkeit verdient hätte, aber wo unsere Füße eindeutige Signale senden, diese Wege nicht mehr anzutreten.  Wir fahren mit der Seilbahn nochmal bis zur Mittelstation und dort entdecke ich noch ein kleines Highlight für mich. Eine Natur-Bobbahn. Einen kleinen Eindruck von dieser Spritztour halte ich im Video fest. Mami holt sich derweil eine Bio-Bratwurst und dann lümmeln wir noch ein Weilchen auf einer der Couches bevor wir den Rückweg antreten. Mit der Bahn geht’s Richtung Friedrichstraße, wir kehren noch bei einem Chinesen ein bevor wir ächzend in die Waagerechte fallen und uns vom Montagsfilm berieseln lassen.

Zuviel Schönes für einen Tag

Zuviel Schönes für einen Tag

ein Tag voller guter Energie

Danke Mami, dass Du zur IGA wolltest. Ich hätte etwas Wunderschönes mit Dir verpasst.

Unseren ersten Tag verbringen wir in Berlin mit einer Schiffstour.
Zum Blogartikel und zum Video geht es hier entlang.

Eine andere Idee für gemeinsame Zeit zum Muttertag sind meine Gartenkonzerte. In diesem Jahr gebe ich eins in unserem Garten in Cottbus. Ihr könnt aber auch eines ganz persönlich für Euren Garten buchen.

Und hier gibt es noch ein langes Video von unserem 3-Tages-Trip: