Hab ich alles? Was brauch ich noch? Keine Ahnung…. Einfach los.
Ich habe eine Woche Zeit und nur einen groben Plan. Und der heißt:
losfahren und dann irgendwo bleiben und im Auto übernachten.

Warum? Einfach so. Selbsttest. Herausfinden ob es mir Freude macht. Mal raus von zu Hause, aber ohne weit weg zu müssen. Ich brauche nicht wirklich eine Auszeit, denn Corona hat mir eine Menge davon beschert, aber ich habe Zeit und Lust auf Ausprobieren. Einiges habe ich dazu schon im Video festgehalten und deshalb werd ich es auch nicht nochmal ausführlich schreiben.

Tag 0

Samstag. Ich könnte heut schon losfahren. Aber ich fang erst jetzt an, alles zusammen zu packen. Habe noch die Idee, dass meine Freundin Leni mir ihr einbaubares Schlafsystem von ihrem Transporter leihen könnte. Dann hätte ich mehr Stauraum. Ich fahre nach dem Einkauf hin. Leider passt es nicht. Egal. Dann halt mit Matratze und alle Bänke ausgebaut. Sorry Schatz für die Umstände. Aber mein Schatz meint nach anfänglicher Skepsis meiner Reise gegenüber, dass er das gern für mich macht. Auch dafür liebe ich ihn so.

Ganz zu Anfang meiner Idee war er nicht begeistert. Er meint, er hätte Sorge, wenn ich dann irgendwo allein im Wald stehe und im Auto schlafe. Ich könnte ja weggeklaut werden. Okay. Ich selbst hatte mir noch gar keine weiteren Gedanken über solche Situationen gemacht. Aber daraus entsteht der Kompromiss, dass ich irgendwo Anbindung suchen und nicht allein im Wald stehen werde. Also habe ich nach Bio-Höfen, Kraftorten, Naturschutzgebieten und Nuturcampingplätzen gegoogelt, um mal so eine Idee davon zu bekommen, wo ich hin könnte bzw. wo es mich hinzieht.

In einem Gespräch mit tollen Menschen, die uns bei meinem letzten Konzert mitten im Spreewald, in Leipe begegnet sind (Ela Roth Weltenbummlerin und ihr Mann Joey Capone aus Los Angeles, beide Filmemacher und Herzensmenschen) erfahre ich von der Initiative Landvergnügen, in der es ganz viele tolle Höfe und Orte gibt, wo man als Reisender ohne Plan, Unterschlupf oder einen Stellplatz finden kann. Und nun sitze ich hier schon den zweiten Nachmittag unter Bäumen im Schatten, jetzt gerade ist es schon dunkel, höre den zirpenden Grillen zu, erlebe den Moment, wo fast alle Vögel gleichzeitig verstummen und fühle mich wie in einem kleinen Paradies, in dem ich ganz ohne Adam einfach mit mir bin und von Stunde zu Stunde neu entscheide, was ich mache.


Tag 1

Aber zurück zum Start. Sonntagvormittag trage ich mein Reisehabundgut ins Auto. Dafür dass ich nicht viel mitnehmen wollte ist es doch eine ganze Menge geworden. Dennoch hab ich nicht das Bedürfnis alles dabei haben zu müssen. Ich fahre ja nicht in die Wildnis. Cruise nur durch Brandenburg und könnte überall auch was zu Essen oder dringend Benötigtes kaufen.

Meines Empfindens nach hab ich echt an Klamotten gespart und an Speisen. Hab eingepackt was da war, um die ersten Tage nicht einkaufen zu müssen und hab bis heute (Mittwoch) auch nix großartig dazu geholt, außer Wasser und hier vom Hof Schafskäse.

Okay .. ich bin ja aber immer noch bei Sonntag. Gegen 14.30 bin ich soweit und starte. Das Einzige was ich von meiner Liste nicht eingepackt habe,ist meine Musikanlage. Hab ganz kurzfristig entschieden, dass ich sie doch nicht mitnehme, weil es doch irgendwie zu eng wird.

Station Nr.1

Erste Anlaufstelle. Wildpark Baruth. Ich will Tiere sehen und fotografieren. Ich schalte im Navi die Autobahnroute aus und tuckle über Landstraßen los. Ganz gemütlich. Entschleunigt. So, jetzt bin ich also unterwegs. Hab so lange drüber nachgedacht und  jetzt mach ich es wirklich. Hihi.. komisches Gefühl.

Auf dem Weg zum Wildpark begegnen mir schon ein paar Tierchen und ich halte an und zücke meine Kamera. Am Wildpark angekommen höre ich schon vom Parkplatz aus Kinderstimmen und Spielplatzgeräusche. Mmh…. ist es das was ich will? Na mal schauen. Ich laufe eine Runde um das Eingangsgebäude, dahinter ist ein großer Spielplatz, viele Familien tummeln sich dort und es gibt einen Kleintierzoo. Und hinter dem Areal kilometerweit verstreut, Weideflächen mit den großen Tieren.

Autocamping - Teupitzer See

2 Gründe für mich, mir ein neues Ziel zu suchen. Erstens, die Wege sind zu weit, ich kann gerade nicht gut und wohltuend laufen. Zweitens. Letzter Einlass 16 Uhr.. es ist 16.23 Uhr.  Okay. Ich setz mich ins Auto, löffele eine Avocado. Wohin nun? Ich google … Ein See wär doch schön… See mit Parkplatz. Und ich werde fündig und fahre nach Teupitz.

Teupitzer See

Eine echt hübsche Stadt und ein großer Teil der Grundstücke um den Teupitzer See herum angelegt. Ich fahre bis es nicht mehr weitergeht und checke jede Einfahrt auf Parktauglichkeit. Ganz am Ende finde ich eine kleine Lücke mit Blick aufs Wasser und einem Steg von dem aus ich die untergehende Sonne beobachten kann. Ich parke ein, Freunde mich mit diesem Übernachtungsplatz an und…… dann kommt ein Boot, legt an und ein Herr stapft eiligen Schrittes und Unmut im Antlitz auf mich zu und verkündet mir seinen Ärger darüber, dass ich hier unberechtigt unerlaubt parke.

Autocamping - Teupitzer SeeBoot am Teupitzer SeeDas sei ein Privatgrundstück und auch zu Corona Zeiten wäre das nicht in Ordnung sich hier einfach so hinzustellen. Ich höre zu, warte bis er fertig ist und sage okay. Packe meine Decke zurück ins Auto und fahre. Zurück zu dieser einen Stelle, wo auch ein Dixieklo zu sehen war. Eine öffentliche Badestelle. Da steht zwar: Zelte und Wohnmobile nicht erlaubt. Aber ich hab ja weder ein Zelt noch ein Wohnmobil. 😉 Außerdem hatte ich gelesen, es gibt eine Erlaubnis für eine Nacht Wildcampen in Brandenburg.

Autocamping - Teupitzer SeeNachtlager gefunden

Ich bereite alles vor, dass ich nachher nur in mein Bettchen steigen muss und dann setze ich mich auf einen Baumstumpf mit Blick auf den See. Schräg hinter mir sitzt ein Pärchen auf der Wiese. Hin und wieder höre ich etwas von dem was sie sich erzählen und es hört sich an, als würden sie sich gerade näher kennen lernen. Sie sind sehr in sich und ihr Gespräch vertieft, es klingt unkompliziert, interessiert und doch vertraut. Das könnte meinem Empfinden nach was werden. Während sie aufbrechen, erzählt er ihr von seinem neuen Roller mit diesem megastarken Motor und sie scheint auch Ahnung zu haben und stimmt ihm zu. Wie süß. Ein junger Mann der frei von der Leber weg von seinem Fahrzeug erzählt und eine junge Frau, die das wirklich interessiert. Ich muss schmunzeln und stell mir vor, wie es mit den beiden weiter geht.

Abendstimmung

In der Dämmerung sehe ich Flugtierchen über die Wasseroberfläche sausen. Die sind irgendwie zu schnell für Vögel, das müssten Fledermäuse sein. Hin und wieder hör ich das Wasser vor mir im Schilf blubbern. Die Mini-Wellen von den Motorbooten legen sich und der See sieht aus wie ein großer Sumpf aus geschmolzenem Silber. Das Abendrot zieht sich am Horizont entlang um den halben See. Von weitem hör ich immer mal wieder ein Bellen oder eine Stimme. Ein junger Mann kommt um eine Runde zu schwimmen und ich spüre, wie mich bei dem Gedanken, im Dunkeln in ein unbekanntes Gewässer zu gehen ein leichtes Gruseln überkommt. Er macht nochmal ganz viele kleine Wellen auf die Silberoberfläche des Sees und seine Silhouette vermittelt mir die Idee von „Der einsame Mann und das Meer“ … lach…
Noch mehr Fotos seht Ihr in meiner Diashow:

Als ich wieder allein bin mache ich im Dunkeln meine Asanas und horche dabei in mich hinein, wie ich mich fühle. Obwohl kein Mensch mehr da ist, hab ich keine Angst. Ich genieße die Stille und die Naturgeräusche. Gegen 21 Uhr zieh ich mich in meine Autobettkoje zurück. Tür schnell auf, schnell rein, schnell zu. Nur keine Mücken ins Auto lassen.

Allein im Autobett am Teupitzer See

Ich telefoniere noch mit meinem Schatz und bin gespannt auf die erste Nacht allein im Auto hier am Teupitzer See.
Um 23.30 werde ich wach, weil sich die Kälte wie ein Schleier auf mich legt. Ich liege in meinem Ajungilak Schlafsack, der wohl für Minus-Temperaturen geeignet sein soll und checke mal den Unterschied von außen und innen. Also schon cool wie warm es in meinem Schlafsack ist. Ich friere zwar nicht, aber ich leg mir doch die Bettdecke, die ich noch für alle Kältefälle mitgenommen habe drüber und wache 2 Stunden später erneut auf, weil ich schwitze.

Die Matratze ist viel härter als meine zu Hause und das spüre ich am Morgen. Mir tut alles weh. Aber egal. Ich öffne die Tür und lass die Sonne ins Innere. Ins Auto so wie in meins und dann krabbel ich raus und freu mich über die Morgenidylle am See. Kein Mensch da. Nur ich, das Glitzern des Wassers und ein paar Enten. Zum Wachwerden setz ich mich auf die kleine Bank und bin einfach nur da. Kein Zeitdruck, kein Gefühl für die Zeit überhaupt und erstmal angekommen.

Autocamping - Teupitzer SeeWenn da nicht die Menschen wären…

Neben der Wiese ist ein großes Grundstück und ausgerechnet, als ich meine Asanas machen will, muss dort der Rasen gemäht werden. Mit einem riesen Rasenmäher auf dem man sitzen kann. Na gut, denke ich, eine schöne Herausforderung mich dadurch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen oder gestört zu fühlen. Ist aber gar nicht so einfach. Das Ding ist echt laut. Schade, habs verpasst zu filmen.

Irgendwann ist er weg. Ich genieße die Stille. Kurz. Zu kurz. Denn kommt der Rasengigant wieder. War nur hinterm Haus.

Ungefähr 2 Stunden fährt das Ding kreuz die quer über das Nachbargrundstück und hin und wieder frage ich mich, ob das Mädel da drauf eine Struktur hat beim Mähen und wie oft man über eine Stelle fahren muss, damit der Rasen optimal gemäht ist. 10 Mal? So oft kreist sie am Zaun an mir vorbei und um den Baum daneben. Ich übe mich in Gelassenheit… Ommmm…

… aber auch die sind hin und wieder angenehm…

Ich liege auf dem Bänkchen, blinzele in die Sonne und versuche nicht zu denken und nur zu genießen. Da kommt ein Pärchen mit Hund. Er fragt mich freundlich, ob es mich stören würde, wenn der Hund hier ins Wasser gehen würde. Oh wie achtsam… Nein ganz und gar nicht, im Gegenteil. Willi, der Hund, darf also… aber will nicht so recht. Ihm fehlt sein Wurfspielzeug. Also sucht Herrchen Peter ihm einen großen Stock, den er dann voller Enthusiasmus nach jedem Wurf aus dem See apportiert, zwischendurch zerkaut und sich in menschennähe schüttelnd erneut zum Spielen auffordert.

Derweil komme ich mit Frauchen Melanie ins Gespräch und wir unterhalten uns in kürzester Zeit einmal quer durch Gottes Welt, über Urlaub, Corona, Musik und ich freu mich über so viel Offenheit und ein so einvernehmliches und harmonisches Spontantreffen. Wir tauschen unsere Handynummern und später Fotos und Videos von Willi und uns und ich sende ein paar Links mit meiner Musik, auf die ich ein ganz wundervolles Feedback von Melanie bekomme. Daaanke!!! Fürs Reinhören und Kommunizieren. Das ist wertvoll!

Essenszeit nach Gefühl

Es ist Mittag. Ich bekomme Hunger. Gestern Abend hab ich gar nichts mehr gegessen, fällt mir auf. Irgendwie vergessen, weil kein Hunger. Ach cool. Das mag ich. Essen ist einfach nicht mehr wichtig, wenn es um Esslust geht. Klar genieße ich, wenn ich esse, aber ich brauche keine Extra-Snacks mehr um befriedigt zu sein.  Ich esse wenn ich Hunger hab und hör auf wenn ich satt bin. Das ist echt so easy inzwischen. Kein Vergleich mehr zu früher, wo ich mit Essen erfüllt habe und nach Leckereine gesüchtelt habe.

Autocamping - Teupitzer SeeIch hole den kleinen Gaskocher aus dem Auto, den mir meine Leni mitgegeben hat und freu mich drauf, ihn auszuprobieren. Ich hatte mir 3 Portionen für Porridge vorbereitet und dann hab ich ja auch noch Mangos und Bananen. Nachdem alles aufgebaut ist, mach ich mir Dinkelmilch warm und rühre mir meinen Brunch zurecht. Hihi… das ist irgendwie alles noch so unwirklich. Hab so oft gesagt: ich würde gern mal… man müsste mal… ich hätte Lust auf….. und jetzt mach ich es. Ich weiß ich wiederhole mich, aber ich bin gerade so entzückt von mir selber und der ganzen Situation.

Jeder richtige Camper bzw. Wildcamper wird jetzt wahrscheinlich denken, meine Güte, ist ja keine große Sache …. Eine Nacht im Auto und ein Frühstück am See ist noch lange keine Campen… Stimmt. Aber es ist mehr an unzivilisiertem Reisen als ich bisher je gemacht habe und ich freu mich einfach, dass ich jetzt dabei bin, meine Idee umzusetzen.

Seebeobachtungen

Während ich da einfach so am Teupitzer See rumsitze und mein Porridge genieße, kommt ein Mann im gelben Shirt und setzt sich für 10 Minuten auf den Baumstamm, auf dem ich gestern gesessen habe, schaut ein Weilchen aufs Wasser und verschwindet wieder. Dann kommt ein cooler Typ mit langen Haaren und Bart, wünscht mir einen guten Appetit und ich frage ihn, ob er auch was will. Er lacht und sagt, nee nee… will nur mal gucken ob ich hier mit meinem Subboard auf den See komme. Ja klar… hier… ich mach auch Platz…. Er freut sich und geht wieder, um sein Board aufzubauen.

Inzwischen kommt eine Frau und geht samt hochgehobenem Kleid bis zu den Oberschenkeln ins Wasser und ruft ganz verzückt: Hach ist das angenehm und lacht mich an… Dann stapft sie wieder raus, zieht sich das Kleid aus unter dem sie schon einen Badeanzug trägt, begibt sich wonniglich in die Kühle des Wassers und bleibt da gefühlt eine dreiviertel Stunde.

In der Zeit pumpt der SUP-Typ sein Board auf und ich staune wie lange das dauert. Ich schaue was er da so macht und sehe einen Mann in Arbeitskluft ankommen. Er stellt ein Kofferradio auf die Bank unter dem Baum, ein paar Meter vom See entfernt, zündet sich eine Zigarette an und öffnet ein Bier. Er telefoniert und ich kann hören, dass er gerade von der Arbeit gekommen ist. Was das wohl heißt? Schicht? Lange Reise? Und dann fährt er erst mal mit seinem Radio an den See. Lebt er allein? Oder wartet die Familie und bevor der da aufschlägt, will er kurz die Arbeit hinter sich lassen? Aus dem Radio schallt „Eye of the tiger“ zu mir herüber und er zündet sich die zweite Zigarette an. Danach trinkt er sein Bier aus und mitten in … „How will I know“ von Whitney Houston macht er das Radio aus und geht.

Der erste Eindruck

Der SUP-Typ braucht aber echt lange….. Irgendwann kommt er, selbst etwas genervt, aber humorig genervt von der Vorbereitung und lässt sein Board zu Wasser. Ich sage ihm, ich bin gespannt, ich hab bisher nur von Weitem Leute auf der Spree fahren sehen. Er winkt ab und meint, er sei Anfänger und weiß selbst noch nicht, wie er das heut hinbekommt. Schon interessant, wie ich Menschen manchmal einschätze, wenn ich sie im ersten Moment sehe und wie sie sich dann „entwickeln“ bzw. ich sie empfinde, während man miteinander redet. Plötzlich ist er für mich gar nicht mehr so „cool“ wie sein Äußeres vorgibt, sondern viel nahbarer und eher weich und etwas unsicherer als ich dachte. Das passiert mir noch viel öfter auf meiner Reise… Lach.

Ich frage ihn, ob ich ein Foto von seinem Start auf den See machen soll, aber er winkt ab und meint er hätte genug Fotos von seinen Reinfällen und bräuchte keins mehr. Ich mach trotzdem eins. Für mich und für Euch, denn er sieht auf seinem Board, wie er so davonrudert echt cool aus. Ich schau ihm nach und der Frau noch ein Weilchen beim Schwimmen zu und sitze einfach nur auf der Bank und warte auf den Impuls weiter zu fahren… aber irgendwie ist er noch nicht da. Viel lieber würd ich mich jetzt auf die Wiese legen und schlafen.  Na prima. Müde vom Nichtstun.

Autocamping - Teupitzer SeeDas ist Urlaub… einfach zeitlos sein

Es ist 13 Uhr und jetzt kommen noch andere Leute um diesen kleinen idyllischen Ort zu genießen. Eine ältere Dame und eine Junge rothaarige Frau. Ein Pärchen, welches sich auf die andere Seite setzt. Dennoch bleibt die Atmosphäre super entspannt. Ich bringe meine Frühstückutensilien ins Auto und breite meine Decke im Halbschatten aus, leg mich hin und…..

14 Uhr… ich war etwas weggeschlummert… jetzt macht sich Aufbruchstimmung in mir breit… Und die wird unterstützt durch eine Gruppe “Ey Alter”- Teens und Twens die sich nähert. Lautsprecher und (für mich) harte Mucke im Gepäck. Einer von ihnen, der Älteste, ist schon da und grüßt. Ich sag: Ah… Party Time? Er: ja scheint so. Ich: … ach ich dachte Du gehörst dazu: Er: Ja irgendwie schon. Ist es zu laut? Ich: nee alles gut…  ich will eh gleich los.

Der restliche Trupp nähert sich. Nimmt mich gar nicht wahr… Er, der Älteste fordert sie auf nicht so unhöflich zu sein und mich zu grüßen. Ich muss schmunzeln. Aha.. Erziehungsauftrag. Also ich könnte jetzt die Schublade aufmachen, aber irgendwie will ich das gar nicht. Ich beobachte sie. Höre zu. Musik ist ihnen wichtig. Sie saugen die Texte auf, singen und grooven mit. Die natürlichen Klänge von vorher werden restlos übertönt. Vom Lautsprecher und der Kommunikation. Aber so sind sie. Und so dürfen sie sein. Und es ist okay. So entspannen sie. Es läuft Márylin Manson. Aha.. wollte ich schon immer mal hören, aber von allein hab ich´s noch nie in meine Playlist gelegt. Das ist die Chance. Leider nur kurz, dann gibt´s Playlistwechsel mit was Deutschem.

Eine Rauchwolke zieht zu mir rüber und gleichzeitig fragen sie mich ob mir die Musik zu laut ist. Ich sage, es ist zwar nicht meine Musik, aber ich hör gern mal mit. Kopfwippend drehen sich alle ihre Zigaretten und als ich mir die Schuhe anziehe meint der eine… siehst Du, jetzt hast Du sie vertrieben… lach… Der andere: Na vielleicht wollten wir das ja auch.

Schönheit und Glück

Ich mag sie. Ihre rebellische Art, ihre Unverfrorenheit, Ihre Rohheit. Sie nehmen den Platz ein, wollen einfach nur auf ihre Art den Sommer genießen. Es wäre eine Bewertung, wenn ich behaupten würde, dass sie nicht wirklich genießen, sondern kompensieren. Aber was weiß ich schon von Genuss und Kompensation dieser jungen Menschen. Ich schau mir jeden Einzelnen an und entdecke Schönes an ihnen und das macht mir Freude. Gleichzeitig spüre ich die Ablehnung all derer, die, wenn sie hier wären, es nicht sehen und verstehen würden. Hey sie haben gefragt, wir haben sogar ein paar Worte gewechselt. Die da und ich.. aus zwei verschiedenen Welten. Das ist Glück für mich.

Das Einzige was ich doof finde ist, dass sie die Schwäne verscheucht haben. Eine ganze Familie und sie wären bestimmt für ein Foto oder Video mit mir geblieben. Aber diese ungehobelten Halbstarken mussten ja unbedingt ihr Baderevier verteidigen und einen auf Cool machen, statt ihr Herz für diese Schönheiten auf dem See zu öffnen. 😉 Dabei war die nächste Zigarette erstmal verlockender als sofort ins Wasser zu springen. Hach versteh mal einer die heutige Jugend, lach. Ja sie verstehen… das würde mir gefallen. Und damit mach ich mich auf den Weg.


Hier seht Ihr mein Video von diesem ersten Teil meiner Reise:

Bald geht es hier geht weiter zu Tag 2 – Biohof am Jakobsweg