Ich heirate in einem Brautkleid
von Designerin Sarah Gwiszsc

 

Schneiderkunst trifft auf Künstlergeist

Zwar ist es kein Brautkleid im Spreewaldlook, aber dennoch mit regionaler Kreativität. Sarah Gwiszcz ist ein Freigeist und eine Künstlernatur, so wie ich auch, nur auf einem mir völlig unbekannten Gebiet. Und so trafen sich eines Tages unsere Energien bei meinem Mann im Fotostudio als er mit Sarah gemeinsam eine Fotostrecke für ihre Modelinie entwarf. Wir kamen übers Quatschen recht schnell zu einer Einigung was meinen Hochzeitslook anging. Ich hatte eine Vorstellung, und die hätte sich zum Zeitpunkt der Ideenfindung durch eine Bestellung über einen chinesischen Versand plus Umschneiderung realisieren lassen. Wenn da nicht die vielen schlechten Bewertungen und Warnungen gewesen wären. Aber zum Glück saß mir zum rechten Zeitpunkt Sarah gegenüber und mit kreativen ersten Ansätzen wurde schnell klar, wer mein Traumkleid mit mir gestalten würde.

Also machte sie eine Zeichnung, wir suchten den Stoff und die passenden Farben aus, nahmen Maß und legten Termine für Anproben fest. Ein Punkt auf meiner To-Do-Liste für unser Fest war also in vollem Gange und ich machte den ersten Haken dran. Das war im Mai.

Vom Entwurf bis zum fertigen Brautkleid – ein langer Weg

Den ersten Wiedersehen-Termin hatten wir Anfang August und voller Erwartung stiefelte ich zu Sarah ins Atelier. Sie hatte noch ein paar Fragen und meinte, na wenn das jetzt geklärt ist kann ich ja anfangen. Meine großen Augen hätte ich selbst gern gesehen: wie anfangen? Ich war fest davon überzeugt dass ich heute schon eine erste Anprobe machen könnte. Aber da fehlten noch so viele Details, die ich als völliger Design- und Schneiderei-Neuling überhaupt nicht bedacht hatte. Also konzentrierte sich die gesamte Herstellung meines Kleides auf die letzten 3 Wochen vor der Hochzeit.

Ist ja auch nicht so, dass ich die einzige Kundin im Hause Wurlawy bin. Sarah hat durch ihre Medienpräsenz, aber auch vor allem durch ihr Können und ihre Kreativität in Richtung sorbische und moderne Klamotten alle Hände voll zu tun. Seit ihrem Auftritt bei der Fashionweek ist das Interesse an ihrem Label enorm gestiegen. Wurlawy heißt übrigens sinnbildlich übersetzt: Wilde Spreewaldfrauen. Find ich genial… Passt zu ihr. Dabei ist eher ihr Look wild, ihr Wesen empfinde ich als äußerst sanft und angenehm. Das Arbeiten mit ihr macht Spaß und sie meint, Hochzeitskleider entwerfen liege ihr ganz besonders. Na perfekt.

Ein Hochzeitskleid entgegen der Tradition – und hin zum eigenen Wesen

Sie hat auch ein superschönes Brautkleid mit Spreewaldhaube, welches schon zu vielen Modenschauen vorgeführt wurde Aber es ist nicht ganz der Stil den ich mir für meine Hochzeit vorgestellt hab. Ich wollte etwas was nicht an eine Prinzessin erinnert. Worin ich mich ungehindert und frei bewegen kann ohne nach Luft zu japsen, was ich den ganzen Tag tragen kann ohne dass es mir zu schwer oder lästig wird. Und ich möchte unbedingt ohne fremde Hilfe aufs Klo gehen können. Auch würde ich es gern zu anderen Anlässen tragen und nicht nur für diesen einen Tag solch einen Aufwand betreiben, auch wenn es ein besonderer Tag ist. Dafür, dass es später nur im Schrank hängt ist es doch viel zu schade. Außerdem brauchte ich 2 Kleider. Eins fürs Standesamt und eins für das große Fest… bitte beides im Boheme-Stil.

Sarah hatte diee super Idee, ein Kleid in 2 Variationen zu schneidern, so dass es einmal in kurz und einmal in lang getragen werden kann. Mit zwei verschiedenen Gürteln, passend zu Schmuck und Schuhen, kleinen süßen Vintage-Knöpfchen und gerafften Ärmeln. Ich hab mir dann noch ein paar schöne Cowboystiefel extra in Amerika bestellt, weil in unseren Breitengraden nichts nach meinem Geschmack zu finden war.

So ein selbstgeschneidertes Kleid ist von unschätzbarem Wert

Die Entstehung dieses Brautkleides war ein echtes Erlebnis. Man schätzt es doch noch mehr wenn man weiß wieviel Zeit und Aufwand darin steckt. Vor allem wenn man kurzzeitig mit Hand angelegt hat, weil es eine kleine Ewigkeit dauert, 6 Meter Chiffon zu tunneln. Auf jeden Fall wurde es für mich ganz besonders, auch wenn ich im Vorfeld oft darüber nachgedacht habe, dass es für einige Gäste mit Sicherheit kein perfektes Brautkleid sein würde. Einfach weil es nicht den Schönheitsidealen der Allgemeinheit entspricht. Aber als mich an meinem Hochzeitstag einig Gäste eine Elfe nannten, wusste ich: jaaaa… genau so wollte ich es haben …. und genau so ist es geworden.

Wer Lust hat, schaut sich den kleinen Film an, den ich darüber gemacht habe:

Wenn Ihr Kontakt zu Sarah aufnehmen wolllt, hier ist ihre Website: http://www.wurlawy.de
Die Fotos in diesem Beitrag sind zum Teil von Madeleine Schenker und Peter Becker.