Das Schiffsleben gewährt so manchen Einblick in das Leben der Anderen. Nicht nur Schönes auf den ersten Blick. Aber im Hintergrund entdecke ich ganz viel Positives und viel gefühlvolles Miteinander.
Da ich zu diesem Thema hier kein extra Video habe, baue ich hier einfach mal das Filmchen von unserem Besuch in Bratislava ein. Dazu gibt es nicht viel zu schreiben und es lockert vielleicht ein bisschen die folgenden Zeilen auf. Viel Spaß beim Anschauen.
Was man machen kann – Zeit schenken
Da ich selten nur genieße, sondern mir oft Gedanken mache, besonders wenn es um Menschen und ihre Gefühle geht, frage ich mich wie das Leben der Anderen hier an Bord wohl so aussieht. Bei den Passagieren durfte ich viele Einblicke gewinnen. Denn immer wenn man mit jemandem ins Gespräch kam, haben sie mir viel von sich erzählt. Manchmal saß ich an meinem Laptop und wollte eigentlich arbeiten, aber dann habe ich mir die Zeit genommen zuzuhören. Warum? Weil ich es mag jemand anderem von meiner Zeit zu geben in dem ich ihm zuhöre und weil es den eigenen Blick erweitert.
Schicksale die bewegen
Eine Dame, die mir schon oft durch ihre exklusive Kleidung auffiel, reist seit ein paar Jahren mit ihrem Mann auf fast jedem Schiff, um sich gemeinsam mit ihm die Welt anzuschauen. Er fiel vor einiger Zeit ins Koma. Als er aufwachte hatte er alles vergessen und musste alles neu lernen. Sogar seine Kinder und seine Frau kannte er nicht mehr. Sie war während einer anderthalbjährigen Reha ständig bei ihm. Auch jetzt betreut sie ihn. Und das in einem Umfang, den man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man einen gesunden und selbständigen Partner hat. Anziehen, Essen bringen, Toilettengänge etc. Sie ist für ihn da, egal was er braucht. Und hat ihn sogar noch einmal geheiratet weil er nicht mehr wusste dass sie schon verheiratet sind. Mir kamen die Tränen als ich ihr zuhörte. Ich habe dafür die größte Bewunderung und stelle mir ganz still die Frage ob ich die Stärke hätte das alles auch für meinen Man zu tun. Ich denke da gehört so viel mehr dazu als man sich bei dem „Ja“ zueinander in den guten Zeiten je vorstellen kann. Und ja ich wünsche mir die Kraft, in so einem schlimmen Fall auch so für meinen Partner da sein zu können.
Zusammenspiel der Familie für das Wohl des Anderen
Ein anderes Pärchen besteht aus Schwiegertochter und Schwiegermama. Der Papa ist schwer demenzkrank und Mama hatte diesen Wunsch, einmal eine Schiffreise zu machen. Also haben sich die Schwiegerkinder aufgeteilt. Er versorgt zu Hause den Papa und sie begleitet Mama auf der Donau. Für die eine Seite sicher für den Moment eine unbeschwertere Zeit als für die andere. Aber das Zusammenspiel aller ist auch hier ein wunderbares Beispiel für Familienzusammenhalt.
Das Leben nehmen wie es kommt
Dann ist da noch das Pärchen, wo der Mann vor einiger Zeit eine OP hatte bei der ihm der Magen entfernt wurde. Er kann seitdem nicht mehr alles essen und trinken, schläft fast im Sitzen und dennoch nimmt er es an und ohne das Wissen darum würde man ihm nichts anmerken. Er strahlt so viel Positives aus. Und wenn ich sehe wie energiegeladen er mit seiner Frau tanzt ist das Lebensfreude pur. Erzählt wie sehr er sich nach diesem lebensbedrohlichen Erlebnis verändert hat und ich wünsche mir auch hier ein Stück von dieser Kraft, sollte ich mal in eine ähnliche Situation kommen.
Einblicke in das Leben anderer
Beim Puszta-Ausflug sitzen wir mit einem Paar zusammen, die in Mecklenburg-Vorpommern leben. Er ist Landwirt und erzählt in seinem Küstendialekt von seinem Gut und seiner Arbeit und wie sich alles nach der Wende so verändert hat. Sie war Lehrerin. Beide haben keine Kinder und genießen in diesem Jahr mal diese größere Reise weil es im letzten Jahr keinen Urlaub gab. Die Frau kauft einen Beutel voll ungarischer Salami für die Nachbarn die sich in der Zeit um die Tiere kümmern. Und auch hier spüre ich ein recht zufriedenes Leben trotz Höhen und Tiefen und erfahre mehr als ich jemals zu fragen gewagt hätte.
Beim Reisen lernt man sich kennen
Und dann ist da noch die bayrische Omi Martha. In ihrem süßen Dialekt spricht sie mich und meinen Schatz an und erzählt mit fundiertem Hintergrundwissen über die fotografische Arbeit ihres Mannes. Sie leben beide im Augustinum in München. Auf den Ausflügen schickt sie ihren Mann immer mit der Gruppe mit, während sie sich mit ihrem Rollator ein Plätzchen sucht und auf ihn wartet, weil sie nicht so schnell kann. Beim Puszta –Ausflug mache ich es mir zur Aufgabe, ihren „Flitzer“ aus dem Bus und in den Bus zu bringen und ihr beim Treppen überwinden behilflich zu sein. Ich beschließe, falls ich irgendwann nicht mehr singen kann oder will, mich als Reisebegleitung für Senioren anzubieten. Ich glaube das könnte ich gut. Omi Martha lädt uns am Abend auf einen Palinka ein als Dankeschön für unsere Hilfe. So süß. Und sie fragt ob ich den auch mal im Augustinum singen würde. Na super gern! Wenn wir das nächste Mal in München sind werde ich sie besuchen.
Traurige Geschichten auf den zweiten Blick
Einer der mir bei jeder Gelegenheit etwas erzählen möchte ist der Busfahrer aus Hamburg. Ich brauch ihn nur zu bemerken, schwupps steht er neben mir und erzählt einen Schwank aus seiner besten Zeit. Er ist mit drei Frauen an Bord. Seiner eigenen und zwei Freundinnen. Klingt erst mal komisch. Ist es aber ganz und gar nicht wenn man die Hintergründe kennt. Von einer der Damen ist vor kurzem der Mann verstorben. Er war ein Freund des Busfahrers und sollte eigentlich mit auf das Schiff gehen. Und nun haben sich die beiden entschlossen gemeinsam mit der Witwe und einer weiteren Freundin diese Reise anzutreten. Traurig und dennoch schön.
Das Traumschiff ist gar nicht so weit weg
Ich glaub mit dem ganzen Stoff aus dem Leben von Passagieren könnte ich das Drehbuch für eine neue Folge des „Traumschiff“ schreiben. Denn ich bin mit meinem Erleben gar nicht so weit weg von den Geschichten aus der Fernsehreihe. Ich muss gestehen und auch wenns für andere peinlich erscheint, ich liebe es, das Traumschiff zu gucken. Herrlich vorhersehbare aber menschliche Geschichten. Serviert in simpler Form ohne Nachdenken zu müssen und wunderschöne Bilder aus der Welt. Danach habe ich immer eine Idee wo ich als nächstes hin möchte. Und jetzt und hier komm ich mir selbst vor wie auf dem Traumschiff.
Sehnsucht nach dem was gerade noch ist
Aber ich bin hier auf der Arosa Riva und genieße die Aufmerksamkeit der Leute und dass ich mit meinem Schatz all das erleben darf. Und ich freue mich dass ich im September noch einmal diese Strecke fahren werde. Auch wenn es dann nicht mehr so wird wie es war. Denn es werden einige wichtige Menschen nicht an Bord sein. Moni und Christian zum Beispiel. Mit den beiden waren wir tagtäglich zusammen, haben so viel gelacht und erzählt, getanzt und gechillt. Sie werden uns im September echt fehlen. Genauso wie Hansi, unser DJ. Wir werden dann jedes Mal beim Auslaufen auf dem Sonnendeck stehen, uns einen Cocktail bestellen und in Gedanken mit den Dreien anstoßen. Denn das waren unbezahlbar schöne Momente, die wir gemeinsam genossen haben.
Ein paar kurze weiterführende Links, wenn Ihr nichts verpassen wollt:
Alle bisherigen Artikel zu meiner Arosa Kreuzfahrt findet Ihr unter „Clara unterwegs“
Zum Artikel über meine Ankunft auf der Arosa geht es hier entlang.
Wie ich Wien erlebt habe könnt Ihr hier nachlesen.
Text und Musik zu meinen Konzerten auf der Arosa findet Ihr hier.
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