Die österreichische Hauptstadt schickt viele Klischees voraus.Was man davon wirklich erfährt, wenn man vor Ort ist liegt daran was man sehen will.
Sehenswürdigkeiten die eh unübersehbar sind, oder das Herz der Stadt, welches sich hinter den touristischen Attraktionen verbirgt ? Mir fiel es nicht leicht Wien zu genießen. Aber von vorn:
Ich habe schlecht geschlafen. Dabei hatte ich doch so positive Gedanken von dem ganzen vorherigen Tag. Ich weiß nicht genau, ob das alles in mir nachgewirkt hat oder ob die Gedanken an mein Konzert mich unruhig gemacht haben. Natürlich möchte ich dass es genauso toll wird wie alles hier. Eigentlich gibt es keinen Grund dass es das nicht wird, und doch hab ich ein bisschen Bammel. Egal. Jetzt halten wir erst mal Kurs auf Wien. In einer Stunde legen wir an und dann geht es in die Stadt. Mit der U-Bahn zum Stephansdom und dann ein bisschen treiben lassen. Mal sehen was uns so begegnet. Ich werde seit langem mal wieder meine richtige Kamera mitnehmen und nicht nur mit dem Handy Schnappschüsse machen. Die Qualität der Handybilder reicht für meinen Blog, aber nicht um die Fotos am Ende für hochwertigere Zwecke zu verwenden.
Das Schiff schunkelt uns sacht in die Weltstadt Wien
So hier wird’s gerade voll auf dem Achterdeck, denn das Sonnendeck wird geschlossen, weil wieder niedrige Brücken über unserem Wasserweg erscheinen. Aus den Boxen von unserem DJ Hansi ertönt rosarote Volksmusik und gleich gibt’s einen Frühshoppen-Snack. Weißwürschtl und Trappistenbier. Na dann zum Wohl. Neben mir singt und klatscht eine Frau lauthals zu “Die Hände zum Himmel” und ich bekomme kurz Zweifel ob ich mein anstehendes Konzert mit den richtigen Songs bestückt habe. Stopp!! Kathrin Clara Jantke, warum bist Du hier?… was möchtest Du gern präsentieren?…. Also vermeide bitte ab sofort jeden weiteren abwegigen Gedanken. Ich muss schmunzeln und schunkle unweigerlich mit weil es mir einfach gut geht. Trotz zu wenig Schlaf.
Wien wir kommen… und wissen nicht wohin in dir…
So… wir sind da. Und? Wie ist die Stadt? Das Blöde an Städtetrips ist meist, dass man als Neuling nicht wirklich weiß wo man hin muss um das zu sehen was einem persönlich gefällt. Mein Schatz und ich sind zum Beispiel nie auf der Suche nach den typischen Sehenswürdigkeiten sondern eher nach Orten mit landestypischem, besonderem Charme die keine touristische Attraktion sind. Diesmal haben wir uns eine private Stadtführung verspielt denn wir haben ganz vergessen dass eine liebe Freundin in Wien wohnt, die uns bestimmt ganz viele tolle Insider-Ecken hätte zeigen können. Gerade hat sie bei Facebook gefragt warum wir uns nicht gemeldet haben und wir sind aus allen Wolken gefallen weil wir daran nicht gedacht haben. Nun ja… zum Glück machen wir diese Arosa-Tour im September noch einmal und dann geht´s auf Wien-Trip mit Betty. Yeah.
Wo bleibt der Wiener Charme?
Jetzt sind wir erst mal mit Moni und Christian unterwegs. Wir vier stiefeln gemeinsam los, sind selig über das bombastische Wetter und witzeln uns durch die österreichische Hauptstadt. Was wir bisher von Wien erfahren haben ist, dass es Baustellen und überlaufene Plätze gibt wie in jeder anderen Stadt. Das ist nach der U-Bahnfahrt zum Stephansdom das Erste was uns entgegenspringt. Ich kann nicht mal eine kurze Moderation machen, man versteht einfach kein Wort. Und visuell etwas festzuhalten ist auch schwierig, zu viele Menschen auf einem Fleck, die Baustelle und die Straße sind keine filmenswerte Kulisse in diesem Moment. Etwas überfordert von der Fülle an Tönen und Bildern stehen wir einen Moment ratlos zwischen mozartlich kostümierten Promotern, die uns ins nächste Konzert locken wollen und zig Fiakern die auf Kundschaft warten.
Eine Fiakertour ist lustig, eine Fiakertour ist schön, denn da kann man all die Sehenswürdigkeiten besser sehn´… Hollahiiie.. hollahoooo…
Nach kurzem Hin und Her und einem längeren Schlucken über die Preisgestaltung der Fahrgeschäfte setzen wir uns in einen Fiaker und lassen uns 40 Minuten umherkutschieren, um überhaupt erst mal einen Überblick zu bekommen. Die Kutscherin fängt sofort an, in diesem unglaublich charmanten wienerischen Dialekt, sich halb zu uns umdrehend, die Stadt mit ihren Highlights zu präsentieren. Aber auch das geht in der Geräuschkulisse unter. Also schauen wir uns um, fahren an all den Gebäuden vorbei, die Aushängeschilder für das Wiener Stadtbild sind und merken uns keins davon. Später, bei unserer Runde zu Fuß, kommen uns einige Stellen aber doch bekannt vor. Fotografieren macht gerade leider auch keinen Sinn, es wackelt extrem, während wir über die Kopfsteinpflasterstraßen rollen. Aber für einen ersten Eindruck ist es echt okay.
Was ist denn so schlimm am Touri-sein?
Ich muss mich nur wieder einmal daran gewöhnen dass ich ein richtig echter Tourist bin. Warum mag ich diesen Stempel eigentlich nicht? Weil Touristen die ursprüngliche Energie eines Ortes verändern. Und sie rennen überall dazwischen, wenn man ein Foto machen will. Ausserdem verfremden sie outfittechnisch das Stadtbild und durch sie kommt es überall zu Massenabfertigungen. Sei es beim Kutschengeschäft, in den Restaurants, bei der Preisgestaltung. Es geht einfach die Achtsamkeit im Umgang miteinander verloren. Die Dienstleistenden wirken oft abgestumpft und die Touristen wertschätzen was ihnen vorgekaut wird mit oberflächlicher Betrachtung. Aber haben sie Interesse dafür, was diese Stadt wirklich ausmacht? Außerhalb barocker Architektur und berühmter Persönlichkeiten die einmal hier lebten? Möchten sie selbst herausfinden, wie sich das Flair dieser Stadt anfühlt, bzw. kann man das überhaupt zwischen all den Fakten, die einem die Stadtführer herunterbeten? Ich werde Betty fragen. Denn ich bin auf der Suche danach. Nach dem Wien, das das vielgepriesene Flair versprüht und in dem ich mich wohlfühlend wiederfinde.
Der erste Eindruck ist anders als beschrieben, aber wer weiß was sich noch findet…
Nun bin ich hier und am Anfang erst mal platt von den vielen Menschen die die Straßen befüllen und es mir schwer machen, die Stadt an sich wahrzunehmen. Ich frage die Kutscherin ob der Tourismus ihr etwas ausmacht. Sie ist gebürtige Wienerin und hauptberuflich 4 Tage in der Woche mit den Pferden unterwegs um Leuten die Stadt zu zeigen. Es ist okay, meint sie. Was schlimmer ist, sind die Flüchtlinge. Sie lässt sich nicht ablenken, die Route in etwas monotoner Weise verbal abzuarbeiten. Ich hör jetzt einfach mal auf drüber nachzudenken und genieße es dass mein Schatz und ich mit tollen Menschen unterwegs sind. Moni und Christian sitzen uns gegenüber und wir strahlen alle mit der Sonne um die Wette.
Ist Wien uncool, oder sind wir nur noch nicht in der richtigen Spur?
Die Stadt wirkt freundlich durch die vielen prunkvollen antiken Gebäude, die fast alle eine helle Fassade haben. Schon deshalb schau ich gern hin. Es hebt einfach die Stimmung. Mein Schatz meint, Wien ist irgendwie uncool. Er findet hier kaum etwas was ihn begeistert. Dennoch machen wir uns nochmal zu Fuß auf den Weg und wollen ins Café Central. Als wir jedoch die Schlange vor diesem Traditionslokal sehen, sind wir uns schnell einig, dass wir nicht warten möchten um dort drinnen die Wiener Kaffeehaus Kultur zu erleben. Wir ziehen es vor in einem kleinen Hinterhof eine Kaiserschmarrn-Pause zu machen und dem Trubel zu entgehen. Christian bestellt sich eine Portion der österreichischen Schlemmerei und der Teller wandert einmal um den Tisch so dass wir alle davon naschen können. Leckaaa… also Kaiserschmarrn ist ein Muss. Was viele Wienbesucher von der Sachertorte nicht behaupten. Jeden den wir fragen, der schon einmal von dieser Spezialität probiert hat, berichtet nur enttäuscht davon und rät davon ab.
Wo lohnt es sich, tiefer in die Stadt einzutauchen? Und wie komme ich dort hin?
Danach bummeln wir entspannt schaufensterguckend durch die Straßen bis zur Hofreitschule. Christian erzählt uns dass man sich hier lange vorher anmelden muss um einen Blick hinein zu werfen, also versuchen wir es gar nicht erst. Ich weiß auch ehrlich gesagt gar nicht ob diese Art der Schule mögen würde. Ich verbinde damit irgendwie Zwang und Druck für die Tiere und tendiere eher zum Westernreitstil und Pferdeflüsterer – Methoden. Ob jetzt Lipizzaner in der Hofreitschule oder Fiaker-Pferde, zu allem gibt es ein Für und Wider. Man macht sich nur definitiv viel zu selten tiefgründige Gedanken wenn Tiere im Spiel sind. Auf jeden Fall ist der Pferdeduft den man in Wien an jeder Ecke in die Nase geweht bekommt ein preiswertes Souvenir und ich verzichte mal ausnahmsweise auf einen Kühlschrankmagneten für unsere Sammlung, es findet sich irgendwie kein Passender.
Nicht auf der Suche sein, einfach da sein… und dann taucht man ein.
Unser Spaziergang führt uns noch einmal am Volksgarten vorbei und diesmal auch hinein und ich überrede die Anderen nach ein paar Rosenbusch-Pärchen-Schnappschüssen, dass wir uns für eine Weile auf die Wiese setzen. Das liebe ich. Einfach mal verweilen. Rumlaufen und Fotografieren ist super. Irgendwo sein und den Moment genießen noch superer. Auch wenn die Hosen danach etwas klamm sind. Wir sitzen einfach so rum, naschen was wir in unseren Taschen finden, erzählen uns aus dem Leben und freuen uns über diesen wunderschönen Tag miteinander.
Miteinander sein und sich bewusst sein, das heißt ankommen…
Die Themen, wie Älterwerden, Krankwerden, Freunde die vor kurzem sterben mussten sind nicht unbedingt die leichteste Urlaubskonversation, aber sie machen uns einmal mehr bewusst wie gut es uns geht und dass Luxus nicht nur mit Geld verbunden ist. Außerdem kann man nicht mit jedem so darüber reden und es ist schön wenn man mit Menschen zusammen ist, mit denen man austauschen kann. Wir können gut mit uns allein sein, aber noch schöner wird’s in liebevoller Gesellschaft. Ich glaube ab jetzt bin ich in Wien angekommen und kann die Stadt auch etwas mehr annehmen als am Anfang. Wir schlendern noch einmal den Graben entlang und über den Kohlmarkt geht es zurück zum Stephansdom. Plötzlich sehe ich viel mehr, nehme die Stadt ganz anders war als am Anfang. Da habe ich versucht irgendwie rein zu kommen… jetzt bin ich mittendrin. Plötzlich sehe ich mehr als genug Fotomotive, die ich für mich als Bild von Wien festhalten möchte.
Ich komme wieder …
Christian und Moni sind nicht nur super lustig, sondern auch super geduldig als sie durch meine Knipserei immerzu auf mich warten müssen. Da wir alle uns auf das Abendessen auf dem Schiff freuen und laut Schatzens Apple-Watch ungefähr 10 km zurück gelegt haben, verzichte ich auf das Eintauchen in die abendliche Wiener Stimmung mit der Jagd auf Straßenszenen und wir treten den Heimweg mit der U-Bahn an. Und im September würd ich gern nochmal eintauchen. Einmal mit Bettys Hilfe und einmal durch eine Untergrund-Führung. Den Tipp haben wir von einem Bekannten aus der Heimat. Ich denke, ich brauche einfach mehr Zeit als wir sie hatten um eine Stadt wirklich wahr zu nehmen und ich freue mich dass ich noch einmal welche haben werde. Bis dahin sage ich Servus Wien!
Weiterführende Links zur Arosa-Tour:
Alle bisherigen Artikel zu meiner Kreuzfahrt findet Ihr unter „Clara unterwegs“
Zum Artikel über meine Ankunft auf der Arosa geht es hier entlang.
Wie ich Budapest erlebt habe könnt Ihr hier nachlesen.
Text und Musik zu meinen Konzerten auf der Arosa findet Ihr hier.
Die Schiffsbesichtigung mit vielen Hintergrundinfos ist hier nachzulesen.
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[…] kam der erste Ausflug mit Moni und Christian nach Wien. Auch wenn mich die Stadt bei diesem kurzen Besuch nicht begeistert hat, so hat es das Zusammensein […]
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